"Tre Sang" - 30 qm Schärenkreuzer
Text: Rolf Kohlbach, Fotos: K. Schubert
Tre Sang wurde 1934 von Harry Becker gemäß den Klassenvorschriften von 1925 bis 1930 konstruiert und auf seiner Werft (Rodesundsbatvarv) in Karlsborg, Schweden gebaut. Auftraggeber war der erfolgreiche 30er Segler J.E. Edlund.
Harry Becker wurde 1905 als Sohn eines Uhrmachers in Karlsborg geboren. Bereits im Alter von 17 Jahren gewann er mit seinem 30 qm Schärenkreuzer „Gerd“ alles, was in Schweden zu gewinnen war. Bis 1939 konstruierte und baute der Autodidakt auf seiner Bootswerft in Rödesund bei Karlsborg hauptsächlich 15 qm, 22 qm und 30 qm Schärenkreuzer, sowie einige 5 und 6mR Yachten. Nach dem Krieg wurde er Chef der Knud Reimers Werft in Lidingö. In den fünfziger Jahren machte er sich mit seiner Firma AB Beckerbat wieder selbstständig und war als Konstrukteur noch mit 80 Jahren aktiv. Er starb 1992.
Tre Sang, Segelnummer S 112, war der erfolgreichste 30 qm Schärenkreuzer in den Jahren 1934 bis 1938 in Schweden und gewann auch in dieser Zeit den Länderkampf zwischen Deutschland und Schweden. 1938 wurde Tre Sang nach England an Mr. R. Preston verkauft und war der erste schwedische 30er auf dem Solent, jetzt mit der Segelnummer K 8.
Sie wurde auch dort erfolgreich gesegelt, jedoch bei Ausbruch des 2. Weltkriegs stillgelegt.
Zu besonderer Berühmtheit gelangte Tre Sang unter H.G. (Blondie) Hasler. Beinflußt von Uffa Fox’s enthusiastischer Beschreibung der 30er Schärenkreuzer erwarb er Tre Sang im Herbst 1945. Das Boot wurde im November einem ersten Härtetest unterworfen, als Hasler sich entschied, Tre Sang in dieser „warmen“ Jahreszeit von Gosport um sämtliche stürmische Kaps Südwestenglands in den nördlichen Teil des Bristol Channel zu überführen. In einem Artikel für Yachting Monthly beschrieb er diesen Törn, der fast alle Wetterbedingungen inclusive „a sort of gale“ enthielt und dem Eigner jede Menge Vertrauen in seine Neuerwerbung vermittelte. Im darauf folgenden Jahr segelte Tre Sang mehr als 2.600 Seemeilen, meist in der offenen See und gewann die Jahreswertung ihrer Gruppe bei den RORC -Regatten sowie den ORTAC Cup. In der Gesamtwertung dieses Jahres wurde sie dritte.
Das Yachtestablishment war entsetzt. Noch nie hatte ein solch kleines und leichtes Boot eine derartige Leistung vollbracht; die meisten Wettfahrten gewann Tre Sang, wenn es ordentlich wehte. Hasler segelte dann mit recht großem Vergnügen an der beigedreht liegenden Konkurrenz vorbei, um das Erlebte später mit feinem Humor und klassischem Understatement in der einschlägigen Presse zu beschreiben. Der italienische Yachtdesigner und Autor Sciarelli sieht darin den Anfang der Leichtdeplacement-Zeit. Sicherlich war Tre Sang nicht der Idealtyp des Hochseeregattabootes, aber ihre Erfolge bewirkten eine langsame Abkehr von schweren und tiefen Rumpfformen. Es soll aber auch heute noch Leute geben, die den filigran wirkenden Schärenkreuzern ihre Eignung für das Meer absprechen.....
Danach ging Tre Sang durch mehr oder weniger berühmte und „pflegende“ Hände, bis das latent vorhandene Interesse an Holzbooten des Schreiber dieser Zeilen durch den Artikel „Schärenkreuzer“ von Erdmann Braschos in den Freundeskreis Mitteilungen No 7 wieder geweckt wurde. Durch eine Verkettung kurioser Umstände stand Tre Sang „vollrestauriert“ in Wales zum Verkauf. 1998 wurde sie gekauft und bereits nach „schlappen“ 2000 Arbeitsstunden schwamm sie im Sommer 1999 auf dem Ammersee. Dort ist sie immer noch beheimatet, bekommt aber in Anbetracht ihrer Geschichte auch hin und wieder ihre Salzwasserkur in entfernteren Revieren spendiert. Auch heute noch macht es besonders bei ordentlich Wind und Welle großen Spaß mit ihr zu segeln und z.B. bei einer 20 sm langen Regatta wesentlich größeren Booten wie den “Spirit of Tradition“ W-Class Yachten gute 20 Minuten abzunehmen (gesegelt, nicht berechnet).
Schön auch, daß Tre Sang niemals umgetauft wurde.
Innenansicht
Wunderbare Details
Tre Sang wurde aus Mahagony auf Eichenspanten gebaut. Länge 13,15 m, Breite 2,17 m, Tiefgang 1,46 m.