"Hojwa" - Int. 5.5 m
Text, Foto: Dr. Ekkehard und Friederike Schlichtenhorst
Die Herkunft des Namens „HOJWA" ist unklar, aber das Schiff fährt seit 1951, dem Baujahr, unter diesem Namen. Im Messbrief ist ein „Konsortiet HOJW" als Erst-Eigner eingetragen, und ich weiss, dass es seinerzeit von einem Schweden namens Wassen gesegelt wurde. Deshalb nehme ich an, dass „HOJW" aus den Initialen des Eigner-Konsortiums besteht (nach dem Muster: Hansen-Ohlsen-Jensen-Wassen), dem zum besseren Wohlklang ein „A" angehängt wurde. HOJWA (mit „J" geschrieben!!) ist also ein Kunstname. Ich habe Schweden befragt, ob sie die Bedeutung des Namens kennten, aber niemand hatte ihn je zuvor gehört.
Messbrief der HOJWA von 1957
Gebaut 1951 auf der Werft der Gebrüder Martinson in Svineviken (bei Göteborg in Schweden), konstruiert von den Gebrüdern Ohlson, segelte sie unter dem Stander des Göteborger Yachtclubs (G.K.S.S.) unter der Segel-Nr. S 6. Die Konstruktion mit dem schmalen und vergleichsweise kurzen Kiel galt seinerzeit als revolutionär im Holzbootbau, und dass das Schiff damit auch schnell war, zeigt die Bronze-Medaille bei den Olympischen Spielen 1952 in Helsinki mit dem besagten Wassen an der Pinne. Ja, damals war der 5.5-er olympisch, wenn auch nur viermal: 1952, 1956, I960 und 1964.
Linien- und Spanten-Riss v.27.07.1971 durch Bootswerft Burmester Bremen-Burg
1956 oder 1958 kam das Schiff nach Hamburg. Der damals erfolgreiche 0-Jollen-Sgler Herbert Scholl von NRV (Nordeutscher Regatta-Verein, einem der renommiertesten Clubs im Norden) hatte es gekauft. Scholl traf in Deutschland allerdings auf nicht gerade zahlreiche und emstzunehmende Konkurrenz, aber mit HOJWA (jetzt unter Segel-Nr. G 6) holte er sich die Olympia-Qualifikation für Neapel 1960. Dort segelte er jedoch G 7 „Bronia" und wurde Neunter unter 19 Teilnehmern. Der Transfer von Schweden zum NRV geschah übrigens auf Anraten eines Freundes von Herbert Scholl: Wilhelm Pieper aus der Schweiz. Letzteren habe ich anlässlich eines Ski-Yachting am Silvaplana-See / Piz Corvatsch bei St.Moritz (im Finn-Dinghy) kennengelernt, wo er die Regattaleitung übernommen hatte. Dessen Sohn ist dem 5.5-er treu geblieben (die heutigen Schiffe gleichen eher einer Soling als der HOJWA) und einer der erfolgreichsten 5.5-er-Segler der Schweiz und international.
HOJWA bei der Bootstaufe (Nach-Taufe) am 17.06.1980 durch Neptun
Mit Herbert Scholl als Eigner waren die Regatta-Aktivitäten der HOJWA auch beendet. Als olympische Klasse ausgemustert, vom Bootsbau material- und konstruktionsmässig überholt, begann die HOJWA ihre "Oldtimer" bzw. Liebhaber-Karriere: In kurzen Zeitabständen wechselte das Schiff den Stander: Kieler Yacht-Club, Weser Yacht-Club, Segelclub Niedersachsen Burg. Im Herbst 1979 erwarb ich die HOJWA, die damals auf der Weser und Nordsee schwamm (und Helgoland gesehen hatte), und holte sie per Bahn zur Bodan-Werft in Kressbronn, wo sie vom Waggon direkt in den Bodensee gekrant wurde, was damals noch möglich war.
Seitdem ist sie in unserem Besitz geblieben, hat einige grössere Werftaufenthalte hinter sich, die erhebliche Löcher in den Geldbeutel gerissen haben, aber dank der Holz-Schiffbau-Kunst der Werft Denninger & Maile (ex Heidegger) zieht sie die bewundernden Blicke der Kunststoff-gewohnten Zeitgenossen an.
Ein paar Details: Länge 9,87 m; Breite 1,91 m; Tiefgang 1,33 m; Segelfläche mit Fock 31 qm, mit Drifter fast 60 qm, Spinnaker 95 qm. Tabasco-Mahaghoni auf Eiche, Spruce-Holzmast, Unterwasser mit Epoxy-Glasmatten-Beschich-tung, also wasserdicht, Überwasser natur, Teakholz-Stabdeck ohne Bug- oder Heckkorb, keine Reeling, auch keine Fuss-Reeling, ohne Koch-, Sanitär- oder Wohn-Einrichtung, ohne Motor und ohne Scheuerleiste (was allerdings gelegentlich hässliche Schrammen an der Bordwand provoziert).
Fazit: Ein Schiff zum Segeln und zum Lieben.
Ein Blick unter Deck