"Hidi" - 5,5 Segellängenjacht
Text: G. Worliz-Wellspacher
Im Jahre 1904 wurde die 5,5 Segellängenjacht „Hidi“ auf der berühmten Werft W. von Hacht, der auch zahlreiche Sonderklassen entstammen, unter der Baunummer 236 auf Kiel gelegt.
Länge: 8,1 m, Breite 1,63 m, Tiefgang 1,0 m, Gewicht 750 kg
Segelflächen: 1908: 39,8 qm (mit Bugspriet), 1922: 30,8 qm, 1950: 29,9 qm, ab 1953: 35,0 qm.
Das Boot wurde aus Zedernholz auf Eiche in Nahtspantbauweise sehr leicht gebaut. Die 6mm starken Planken haben zur Verstärkung in Längs- und Querrichtung Rippen und Spanten.
Die ersten Segeljahre auf der Alster konnten bis heute nicht ermittelt werden, da die Hamburger Hacht-Werft leider im 2. Weltkrieg abgebrannt ist und sämtliche Unterlagen verloren gegangen sind.
In Österreich tauchen die ersten Spuren aber schon 1906 und 1907 in Regattaergebnissen des UYC Attersee unter der Klasse VI b auf. 1908 kaufte Ing. Rudolf Flatz die Jacht und taufte sie von „Emma III“ auf den Namen „Hidigeigei“ (der schwarze Kater aus dem Versepos „Der Trompeter von Säkkingen“ von Joseph Viktor von Scheffel). In den Jahren bis 1912 ersegelte er auf dem Attersee und Mondsee zahlreiche Preise.
1913 erfolgte ein Eignerwechsel zu Dr. Karl Rimböck an den Mondsee. Die folgenden Kriegsjahre schränkten den Segelsport stark ein. Erst 1920 taucht der Name, jetzt „Hidi“, unter dem neuen Besitzer Egon Souper auf dem Wolfgangsee auf.
1923 erfolgte ein erneuter Revierwechsel an den Attersee, diesmal nach Unterach. Dentist Manfred Buchmann segelte mit seiner Familie 20 Jahre auf diesem schönen Revier. Die Kriegsjahre und der Mangel an Pflegemöglichkeiten setzten dem Schiff aber arg zu.
1944 erfuhr ich vom Schicksal des arg verwahrlosten Rumpfes. Mit meinem Freund Otto Ratz holte ich das Boot mit spärlichem Inventar an den Wolfgangsee.
Es war Liebe auf den ersten Blick. Die Segelfreude währte aber nicht lange: Ein Bruch des alten Bambusmastes verzögerte weitere Segelaktivitäten. Kaum war ein Ersatzmast in einer alten Hütte entdeckt und geriggt, verdüsterten die Kriegsereignisse den Segelsport.
Im August 1944 kam ein SS-Kommando. Wie auch auf einigen anderen Jachten fiel der Bleikiel dem totalen Rüstungseinsatz zum Opfer. Er wurde abmontiert und eingeschmolzen. In weiser Voraussicht ließ der um den Segelsport so verdiente Werftchef Johann Ratz noch in letzter Minute ein Holzmodell des Bleikieles anfertigen. Der geschändete Rumpf wurde in der Hütte von Otto Ratz aufgelegt.
Doch kein Schaden ohne Nutzen. Während nach Kriegsende zahlreiche Jachten, denen der Bleikiel erhalten geblieben war, von der US-Besatzungsmacht beschlagnahmt und teilweise arg in Mitleidenschaft gezogen wurden, träumte „Hidi“ wohlbehütet neuen Erlebnissen entgegen.
Die Verhältnisse besserten sich, 1949 wurde der neue Bleikiel gegossen und aus Kärnten gebracht. Mühsam reparierte ich das Boot und der Stapellauf erfolgte 1950 als Binnendreißiger.
1953 ließ ich mein Boot in die 35qm Rennklasse vermessen und konnte zahlreiche Regattaerfolge verbuchen. Ebenso wurden einige 6 Segellängenboote in diese Klasse hineinvermessen.
1972 erfolgte eine weitere Generalüberhohlung. Zusätzlich erhielt der Rumpf als Schutz vor Beschädigungen von der Bootswerft Rudi Engel einen Vollpolyesterüberzug. Dieser hat sich bis heute sehr gut bewährt, da bestimmte Pflegeerfordernisse eingehalten werden.
Da sich durch den UYC Attersee das K.u.k. Yachtgeschwader die Traditionsklassen sehr gut erhalten und alljährlich am Attersee schöne Regatten veranstaltet werden, habe ich 1992 mein Boot wieder umgebaut und wieder in die ehemalige 5,5 Segellängenklasse einstufen lassen. Dadurch konnte ich das zeitlos schöne Gaffelrigg erhalten, das dem Traditionsstil besser entspricht.
In zahlreichen, herrlichen Segelstunden hat sich „Hidi“ bestens bewährt. Für die Zukunft:
„Gut Wind und immer eine Handbreit Wasser unter dem Kiel“.
Der Text wurde 1995 für das "Register klassischer Yachten" zur Verfügung gestellt.