11 yachten Segelyacht klassich 1

"Fintra" - 6 mR

Text/Fotos: N. Waser

 

Die Yacht

Die Yacht wurde 1927 von William Fife III. im Alter von 70 Jahren gezeichnet. Als Baunummer 760 wurde sie im September 1927 bei der Yachtwerft W. & R.B. Fife, Fairlie/ Schottland auf Kiel gelegt. Nach 31 Wochen Bauzeit erfolgte in der zweiten Maiwoche 1928 die Auslieferung der Yacht mit der Taufe auf den Namen “FINTRA”.

Der Name stammt wahrscheinlich von der Bucht namens “Fintra”, westlich des Ortes Killybegs, in der Grafschaft Donegal im Nordwesten von Irland.

Auftraggeberin und erste Eignerin war Mrs. Evelyn S. Parker aus Liverpool. Der Liegeplatz der Yacht war in den ersten Jahren direkt in Fairlie.

Eine Besonderheit ist, daß “FINTRA” durch Mrs. E. S. Parker eine eigene Flagge erhielt, an der die Yacht jederzeit erkannt werden konnte. Diese Flagge wurde 1928 offiziell in das “Lloyd´s Register of Yachts” eingetragen.

Fintra 1928

Bereits 6 Jahre später beauftragte Mrs. Parker den Bau einer weiteren 6mR-Yacht  unter dem Namen “FINTRA II” bei William Fife III. mit der Baunummer 799.
(Während der Recherchen zu “FINTRA” wurde in den USA “FINTRA II” gefunden.)

Im Jahre 1933 verkaufte Mrs. E. S. Parker die Yacht an Mr. Arthur S. L. Young. Der neue Eigner taufte die Yacht um auf den Namen “SABRINA”. Der Liegeplatz blieb jedoch in Fairlie erhalten.

1937 kaufte Mr. James MacLeod die Yacht und segelte Sie mindestens bis 1939 weiter unter dem Namen “SABRINA”. Der Liegeplatz wechselte nach Hunters, Quay.

Von 1939 an ist die Liste der Eigner unvollständig. Es liegen jedoch Photografien von 1967 vor, die “FINTRA” im Solent bereits mit dem Kajütaufbau zeigen. Bis Anfang der 90er Jahre war der Liegeplatz der Yacht in Cowes.

Anfang der 90er Jahre kaufte ein deutscher Eigner die Yacht und überführte sie nach Deutschland an den Bodensee. Zu diesem Zeitpunkt trug die Yacht bereits wieder ihren ersten Namen “FINTRA”.

Die anschließende Zeit ist dann wieder unklarer, bis 1995 dann ein weiterer Eignerwechsel. Bis dahin wurde die Yacht kaum gesegelt und war am Bodensee nahezu unbekannt.

Nach dem erneuten Eignerwechsel wurden die nötigsten Reparaturen durchgeführt. Bereits vor 1995 waren erste Umbauten zu einer Fahrtenyacht erfolgt. So war die Yacht mit einem Aufbau versehen worden und hatte einen Einbaumaschine, einen Einzylinder-Diesel, erhalten. Nach den Reparaturen erfolgte dann der weitere Um- und Ausbau der Yacht. Unter anderem erhielt die Yacht eine Kücheneinrichtung mit zweiflammigem Gasherd und Spülbecken, Wassertanks und Schränke. Aufgrund der begrenzten zeitlichen Möglichenkeiten des Eigners wurde die Yacht jedoch kaum genutzt.

Im Frühjahr 2000 kaufte der heutige Eigner die Yacht in einem sehr schlechten Zustand. Die Yacht hatte bis zu diesem Zeitpunkt mehrere Jahre hinter einer Halle in Friedrichshafen im Freien gestanden.
Im Auftrag des neuen Eigners wird die Yacht zur Zeit wieder in ihren Originalzustand zurückversetzt, wobei nur wenige Kompromisse für die heutige Nutzung eingegangen werden sollen.
Ziel der Restauration ist es, mit “FINTRA” wieder an die Erfolge der Vergangenheit anzuknüpfen und an nationalen wie internationalen Wettfahrten erfolgreich teilzunehmen.

 

Die Regatten

Bereits in ihrem ersten Jahr nahm die Yacht an wichtigen nationalen und internationalen Regatten teil.

Besonders hervorzuheben ist der Erfolg der Yacht bei dem Britisch-American 6-metre cup 1928.
Nach vier von max. fünf Läufen gewann das britische Team mit den Yachten “FELMA”, “FINTRA”, “FINVOLA” und “NAUSHABAH” gegen das amerikanische Team mit den Yachten “AKABA”, “HERON”, “LANAI” und “REDHEAD”.

Weitere Regatta-Teilnahmen und -Erfolge schlossen sich in den darauffolgenden Jahren an.

Der Konstrukteur

Geboren 1857, begann William Fife III. im Alter von 14 Jahren eine fünf Jahre dauernde Lehrzeit bei seinem Vater. Nachdem er anschließend 15 Jahre in den Werften J. Fullerton & Co. und Culzean Yacht & Steam Launch Works zuletzt als Geschäftsführer tätig war, kehrte er 1886 nach Fairlie in die Werft seines Vaters zurück. Aufgrund der großen und zahlreichen Erfolge seiner Konstruktionen sowohl in Europa als auch in Übersee zeichnete William Fife III. bis zu 50 Yachten jährlich, von denen jedoch weniger als die Hälfte in der eigenen Werft gebaut wurde. Die meisten Yachten wurden als Regattaboote unterschiedlichster Klassen und Vermessungsregeln gezeichnet und gebaut.
Nachdem William Fife III. Anfang des 20. Jahrhunderts Rückschlägen in der 15mR-Klasse durch Charles E. Nicholson hinnehmen mußte, übernahm er nach dem ersten Weltkrieg in der 6mR- und 8mR-Klasse die Führung.
William Fife III. starb 1944 im Alter von 87 Jahren.

 

Die Werft

Gegründet wurde die Werft 1790 am Strand von Fairlie am Clyde mit dem Bau einiger kleiner Boote. Die erste “Fife-Yacht”, deren Bau dokumentiert ist, war im Jahre 1807 der 6-Tonnen-Kutter “COMET”.
Im Jahre 1840 übernahm William Fife II. im Alter von 18 Jahren die Werftgeschäfte, nachdem er 5 Jahre zuvor in der Werft in die Lehre gekommen war.
Nach dem großen Erfolg mit der Yacht “STELLA” konnte sich die Werft ganz auf den Bau von Yachten konzentrieren. Bereits Ende des 19ten Jahrhunderts verfügte die Werft über die Voraussetzung, Yachten in der Kompositbauweise (Holzrumpf mit Stahlspanten) zu bauen.
1894 übernahm dann William Fife III. die Werft von seinem Vater.
In diese Zeit fällt auch der Bau der America´s Cup-Yachten für Sir Thomas Lipton mit Namen “SHAMROCK”.
1923 trat der Neffe von William Fife III., Robert Balderston, in die Werft ein.
Nach dem Tode William Fife III. im Jahre 1944 wurde die Werft verkauft und Mitte der 60er Jahre aufgrund wirtschaftlicher Schwierigkeiten geschlossen.

Der Drache

Im Jahre 1889 konstruierte William Fife III. die Yacht “DRAGON” mit dem markanten Drachenkopf am Bug. Aufgrund der imposanten Regattaerfolge der Yacht entwickelte sich der Drachenkopf zum Markenzeichen der Yachten aus Fairlie.

Die Restauration

Zur Zeit wird die Yacht auf der Yachtwerft Landolt in Bermatingen, Bodensee, restauriert. Die Restauration erfolgt auf Basis der Originalpläne, die in Schottland noch zu beschaffen waren. Einzige Änderung gegenüber dem Original ist die Konstruktion eines flachen Kajütaufbaus nach dem Vorbild der William Fife-8mR-Yacht “Fulmar” von 1930.

Restaurierung: Stand 16.11.02

Weitere Infos: http://www.fintra.de