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Die Baumfock

Eine Einrichtung, die auf einem Fahrtenboot erheblich Arbeit spart und es einem Segler erlaubt, seinen kleinen Seekreuzer nur mit Frau und Kindern als unerfahrener Crew zu segeln, ist die Baumfock, die sich beim Überstaggehen und Halsen selbsttätig bewegt. Auch, wenn gute Schotwinschen vorhanden sind, schafft es nur ein sehr geübter Segler bei starkem Wind und starkem Strom sein Kielboot ganz allein durch ein enges Fahrwasser zu kreuzen, weil alle paar Minuten die Fock losgeworfen und gut dichtgeholt werden muß. Das Halsen wird schwieriger, wenn gleichzeitig die Fock bedient werden muß, was daher der mit Ruder und Großschot beschäftigte Steuermann allein nicht gleich schafft. Die selbsttätig übergehende Baumfock wird nur einmal richtig eingeholt und festgelegt und geht beim Wenden von selbst auf die andere Seite. Diese Eigenschaft bedingt allerdings einen kleinen Nachteil: damit die Baumfock sich hin und her bewegen kann, darf sie natürlich nicht wie sonst üblich bis hinter den Mast reichen und muß deshalb oft etwas kleiner und damit etwas weniger wirksam sein. Für Rennboote ist die Baumfock daher nicht geeignet. Der Fockbaum stört auch etwas beim Arbeiten auf einem engen Vordeck, aber die Nachteile werden durch die Vorteile auf einem Fahrtenboot weit aufgewogen. Das selbsttätige Übergehen der Fock kann einfach dadurch erreicht werden, daß die Schot durch einen Block am Fockbaum (12) zu einem Leitwagen (früher üblich, 1, 5) oder zu einer Schiene mit Schlitten (6, 10) läuft. Den Fockbaum kann man, wie früher auf kleineren Yachten üblich, ausschließlich am Segel selbst befestigen, es empfiehlt sich aber nicht bei einem schweren Fockbaum. Durchgesetzt haben sich zwei Arten. die Befestigung des Baumes unmittelbar am Vorstag (1, 3, 7, 8, 9) oder auf einem
Sockel oder unmittelbar an Deck hinter dem Vorstag (2, 4, 5, 10; 11). Bei der ersten Art wird das Unterliek gewöhnlich in eine Keep des Baumes eingezogen (3, 7, 9). Das Segel ist immer flach, auch vor dem Wind. Beim Runternehmen der Fock gibt es übrigens gewisse Schwierigkeiten, weil sich der untere
Teil des Segels strammt und der Baum hinten hochgedrückt wird. Deshalb müs-
sen vor dem Bergen die unteren Stagreiter losgemacht oder das Vorliek durch ein Verfahren vom Vorstag gelöst werden.
Die unbedingt beste Art ist es, den Baum, der hier etwas kürzer sein muß als das Unterliek der Fock, hinter dem Vorstag mit oder ohne Sockel anzubringen, und das Unterliek nicht am Baum zu befestigen. Durch den frei schwingenden Baum wird erreicht, daß das Segel am Wind, wenn die Fockschot durchgeholt ist, ganz flach steht, auf allen anderen Kursen, wenn die Schot gefiert wird, von selbst einen Bauch bekommt. Allerdings braucht man eine Dirk, die das Ende des Baumes (die "Nock") hält. Auch bei der Baumfock mit kürzerem Baum und losem Fußliek muß der untere Teil des Segels, wenn man es bergen will, durch Abhaken der Stagreiter oder durch eine Einrichtung wie auf Seite 103 mit einem jeweils durch zwei Kauschen am Vorstag und den Stagreiter führendem Ende vom Vorstag gelöst werden.
Wenn der Baum unmittelbar an einem Beschlag an Deck befestigt wird und ihm irgendwelche Einrichtungen oder Aufbauten im Wege sind, muß der Fockbaum eine gebogene Form bekommen (2, 10). Er kann gerade sein, wenn in solchem Fall ein entsprechend hoher Sockel verwandt wird (4), der unnötig ist, wenn wie in Bild 5 die Ankerwinsch zur Befestigung des Fockbaumes dienen kann. Die Schotführung für eine Baumfock zeigen die Bilder 1, 9 und 10. Die Schot wird von der Baumnock zum Schlitten oder Leitwagen und zurück durch zwei oder mehr Blöcke, dann notfalls durch Führungsösen am Baum entlang zu einem Führungsblock am Vorstag oder am Sockel (2, 9) und von dort nach hinten in Reichweite der Plicht geführt, so daß der Rudergänger sie bedienen kann. Würde die Schot von der Baumnock oder vom Schlitten nach hinten geführt, dann könnte sie beim Wenden nicht selbsttätig auf die anqere Seite übergehen.

7. Befestigung des Fockbaumes am Vorstag eines Seekreuzers. Der Beschlag, der eine Drehung des Fockbaumes nach allen Seiten erlaubt, ist zwischen den Wantenspanner und das eigentliche Vorstag gesetzt.

8. Fockbaum- Vorstagbeschlag kombiniert mit Wantenspanner. Der Baum, der in einer Gabel sitzt, läßt sich durch öffnen des Mutterbolzens leicht abnehmen.

 

9. Vorstagbeschlag für den Fockbaum auf einem größeren Motorsegler. Der Beschlag dreht sich auf einer zwischen Bugbeschlag und Vorstag-Wantenspanner befestigten Stange. Das Unterliek der Fock wird in die Keep des Baume"s eingezogen. Unten am Beschlag ist der Führungsblock für die am Baum entlang nach vorn führende Fockschot angebracht. Das Querrohr unten auf dem Bild ist ein Teil des Bugkorbes.

10. Hinter dem Vorstag befestigter gebogener Fockbaum auf einem Jollenkreuzer. Der Fußblock gleitet auf einer Schiene auf dem Kajütdach. Die Schot ist nach vorn zu einem Führungsblock geführt und von dort nach hinten. Der Baum hier in Ruhestellung wird an der Nock von einer Dirk gehalten.

11 und 12. Leichte und einfache Einrichtung für einen an Deck hinter dem Vorstag angebrachten Fockbaum auf einem kleinen 5,5-KR-Seekreuzer. Wenn der Fockbaum nicht gebraucht wird, kann er ganz auf Deck gelegt und mit der Nock am Want festgebunden ["angebändselt") werden, so daß er nur wenig stört.

12. Es geht zur Not auch ohne Leitwagen oder Schiene mit Schlitten. Die Schot ist auf dem 5,5-KR-Seekreuzer von hinten zu einem Holepunkt an Deck, von dort zu einem Block an der Baumnock und dann auf der anderen Seite wieder zu einem Holepunkt und nach hinten zu einer Belegklampe geführt.