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1963: Beiboote

Jahrzehntelang war das Beiboot eines der wichtigsten und auch schwierigsten Probleme für den Kielbooteigner und Fahrtensegler. Die wenigsten Yachthäfen hatten früher feste Liegeplätze an den Bootstegen auch für Kielboote. Die Yachten lagen an Bojen und man brauchte ein kleines Boot zum Übersetzen. Fahrtensegler fanden früher in deutschen und ausländischen Häfen weniger besondere Liegeplätze für Yachten vor, sie mußten oft ankern und dann war ein Beiboot unentbehrlich, um an Land kommen zu können. Unterwegs braucht man ein Beiboot, um Leinen und Anker auszufahren. Zur Sicherheitsausrüstung eines Seekreuzers gehört das für größere Klassenyachten und auch für Teilnehmer an Seerennen vorgeschriebene Rettungsboot, das die ganze Besatzung der Yacht aufnehmen kann.
Die klassische Form des Beibootes ist ein rundspantiges, flaches, geklinkertes Boot mit Steckschwert und Segeleinrichtung, mit dem der Nachwuchs seine ersten Segelversuche machen kann. Auf größeren Yachten kann ein solches Dingi an Bord genommen werden, kleinere Yachten müssen es unterwegs im Schlepp mitnehmen, was nicht nur Fahrtverlust, sondern auch mancherlei Ärger mit sich bringt. Bei hartem Wetter kann das nachschleppende Beiboot, wenn es nicht durch ein Persenning vollständig eingedeckt ist, vollschlagen und außerdem verlorengehen. Damit auch kleinere Seekreuzer ihr Beiboot an Deck mitnehmen können, hat man Boote der verschiedensten Form konstruiert. Der günstigste Platz zur Unterbringung des Dingis an Deck ist immer der Raum hinter dem Mast und auf dem Kajütaufbau. Ein Dingi, das hier auf einem kleineren Seekreuzer Platz finden soll, darf keine große Länge und keine große Seitenhöhe haben und muß kieloben festgezurrt werden können. Man kommt dadurch zu Beibooten mit Vorderspiegel oder in Prahmform, die sehr kurz, flach und breit sind. Ein Nachteil des überkopf auf dem Kajütdach untergebrachten Beibootes ist, daß die Oberlichter abgedeckt werden. Das kann man dadurch verhindern, daß man ein Dingi aus durchsichtigem Kunststoff verwendet.
Bei modernen kleinen Seekreuzern geht der Kajütaufbau vielfach hinten in den höheren Aufbau des Deckshauses über Dadurch wird der Raum hinter dem Mast zu klein, um ein Dingi in der Längsrichtung unterzubringen. Es bleibt dann nur Platz für ein quergestelltes, ganz kurzes prahmförmiges Dingi oder für ein kurzes Schlauchboot.
Die Engländer haben für kleine Seekreuzer zusammenlegbare Beiboote mit Segeltuch-Außenhaut entwickelt. Brauchbarer und seetüchtiger sind als Yachtbeiboote kleine Schlauchboote. Sie haben den Vorzug, daß sie sich mit Hilfe einer Gasflasche rasch aufblasen lassen und daß sie unsinkbar sind. Gewöhnlich liegen die Schlauchboote fertig aufgeblasen, umgekehrt festgezurrt auf dem Kajütdach oder auf einem anderen geeigneten Platz an Deck. Schlauchboote haben sich in den letzten Jahren immer mehr als Beiboote für Seekreuzer durchgesetzt. Sie sind sehr brauchbar leicht zu regieren, lassen sich verhältnismäßig schnell klar machen und zu Wasser bringen oder unter Deck wegstauen und beanspruchen dann wenig Platz. Aber ebenso wenig wie die normalen Beiboote aus Holz oder Kunststoff sind sie als Rettungsboote wirklich geeignet. Wenn jemand bei ruhigem Wetter und glatter See über Bord fällt, ist es kein großes Problem, ihn wieder aufzufischen. Ein Beiboot braucht man dazu erst, wenn die Yacht bei hartem Wetter und Seegang in ihrer Manövrierfähigkeit irgendwie beeinträchtigt ist. Tödliche Unfälle haben immer wieder gezeigt, daß das normale Beiboot, auch wenn es mit Luftkästen ausgerüstet ist, in solchem Fall ungeeignet ist. Es läßt sich im Ernstfall schwer im Seegang zu Wasser bringen, schlägt voll und kentert. Auch für die Rettung der Besatzung einer in Seenot geratenen Yacht bei schwerem Wetter und dann gerät ja ein Seekreuzer am ehesten in Seenot eignet sich das übliche Holz- oder Kunststoff-Beiboot nicht. Ein Schlauchboot kann ebenfalls kentern und ist nach dem Kentern schwer umzudrehen, weil es hoch auf dem Wasser liegt. Bei viel Wind und Seegang kann man es schwer regieren und es treibt sehr rasch ab. Wenn sich die Besatzung einer Yacht nach einer Explosion oder nach Ausbruch eines Feuers bei glattem Wasser in das Beiboot retten muß, wird in den meisten Fällen die Zeit kaum ausreichen, das Dingi (wenn es unbeschädigt geblieben und zugänglich ist) noch rechtzeitig zu Wasser zu bringen. Das in allen möglichen Situationen sicherste Rettungsboot für einen Seekreuzer ist die an Deck bereitliegende moderne Rettungsinsel, die automatisch aufgeblasen wird, sobald sie mit dem Wasser in Berührung kommt.

Einen größeren Seekreuzer, der Platz für ein Beiboot an Deck hat, wird man mit einem Yacht-Beiboot mit Segelausrüstung, das zum Übersetzen und als Arbeitsboot dienen kann, ausrüsten. Außerdem für den Ernstfall mit einer oder mehreren aufblasbaren Rettungsinseln, die die ganze Besatzung aufnehmen können. Das zweckmäßigste Beiboot für einen kleinen Seekreuzer ist ein kleines Schlauchboot, das für den Seenotfall durch eine automatisch aufblasbare Rettungsinsel ergänzt werden sollte.

1. Die .,klassischen" Yacht-Beiboote sind rundspantige, geklinkerte Boote aus leichtem Mahagoni. Sie haben ein Steckschwert und eine einfache Segelausrüstung mit Luggersegel, so daß der Nachwuchs darin seine ersten Segelübungen machen und auf Langfahrt der Kapitän selbst flache Flußmündungen damit unter Segeln befahren kann. Unterwegs werden diese Beiboote an Deck genommen, im Hafen dienen sie zum übersetzen und als Arbeitsboote. Unentbehrlich ist bei Beibooten aus Holz oder Kunststoff die um das ganze Boot herumgeführte "Wieling", die verhindert, daß die Außenhaut der Yacht beim Anlegen verkratzt wird.

2. Auf größeren Seekreuzern kann man das hölzerne Beiboot auch auf dem Heck unterbringen wie auf dieser dänischen Yacht, die ein Bootsdavit zum bequemen Einsetzen und Aufnehmen des Bootes besitzt. Das Persenning verhindert, daß das an Deck stehende Boot sich mit Spritz- oder Regenwasser füllt.

3. Schlauch-Beiboot auf dem Kajütdach eines Seekreuzers. Schlauchboote sind die idealen Beiboote für kleinere Kreuzeryachten. Sie sind unsinkbar, lassen sich leicht zu Wasser bringen und beanspruchen, auch wenn sie unterwegs aufgeblasen an Deck gefahren werden, verhältnismäßig wenig Platz. Wenn sie an Deck aufrecht stehen, müssen sie unterwegs mit einem Persenning abgedeckt werden.

4. Modernes Kunststoff-Yacht-Beiboot für einen 100 m^2 Seekreuzer, das an Deck gefahren wird. Die Auftriebsräume vorn und hinten, die gleichzeitig als Sitzbänke dienen, machen das Boot unsinkbar.

 

5. Die beste Unterbringung des Beibootes auf mittleren und kleinen Seekreuzern ist kieloben auf dem Kajütdach. Sie hat allerdings den Nachteil, daß das Oberlicht dadurch abgedeckt und die Kajüte dunkler wird. Da der Platz für das Beiboot auf Seekreuzern dieser Größe nur begrenzt ist, kommt man zu flachen Knickspantbooten mit Vorderspiegel (7).

 

6. Zusammenlegbares englisches Beiboot mit Segeltuch-Außenhaut für einen Kleinst-Seekreuzer. Dieses Beiboot beansprucht zusammengelegt durch seine hölzernen Seitenwände, Fußbodenbretter und Sitzbänke mehr Platz als ein gleichgroßes Schlauchboot. Es enthält keine Auftriebskörper.

 

7. Prahmförmiges schwedisches Beiboot aus Sperrholz auf Rahmenspanten gebaut. Dank seiner geringen Länge läßt sich das Boot auf dem Kajütdach eines kleineren Seekreuzers unterbringen. Für die nötige Stabilität sorgt eine ausreichende Breite. Tragfähigkeit nicht mehr als drei Personen.

 

8. Prahmförmiges Beiboot aus Sperrholz. Das Beiboot ist so lang, daß das Schiebeluk der Kajüte verdeckt wird. Dieses Boot eignet sich zum übersetzen, nicht aber als Rettungsboot im Ernstfall. Für Fahrtenboote dieser Größe ist als Beiboot ein kleines Schlauchboot und als Rettungsboot für den Ernstfall eine automatisch aufblasbare Rettungsinsel zweckmäßiger.

9. Leichtes Yacht-Beiboot in Knickspantform auf einer 12-m-R-Yacht. Das große geräumige Deck eines Zwölfers erlaubt es, ein normales Beiboot in Halterungen so aufzustellen, daß es weder bei der Arbeit an Deck behindert, noch die Oberlichter abdeckt.

 

10. Beiboot aus durchsichtigem Glasharz mit Vorderspiegel. Gewöhnlich werden Glasharz-Beiboote eingefärbt. Wenn sie jedoch auf dem Kajütdach gefahren werden sollen und die Oberlichter der Kajüte überdecken, ist es praktischer, sie durchsichtig zu lassen. Die weißen, quer angebrachten Teile sind Styropor-Blöcke, die das Dingi unsinkbar machen.