1963: Ankerwinschen
Ankerwinschen und Ankerspills sind nicht dasselbe. Ankerwinschenhaben eine waagerechte Achse oder Welle, Spills eine senkrechte. Winden und Spills werden entweder mit Kurbel oder mit senkrechten Hebeln oder auch wahlweise mit Hebeln oder Kurbeln bedient. Gegenüber den Winschen haben die Spills den Vorteil, daß die Leine oder Kette nach jeder Richtung frei ablaufen kann, während man sie bei einer Winsch zur Seiltrommel oder Kettennuß führen muß, weil sie sonst abspringen können. Ein Spill läßt sich besser zum Verholen und zum Festmachen der Leinen benutzen und erspart einen besonderen Poller dafür.
Für Yachten von welcher Größe ab sind Ankerwinschen erforderlich? - Der Germanische Lloyd verlangt Ankerwinschen erst für die größeren Yachten, für die in den Klassifikationsvorschriften Anker ab 50 kg Gewicht vorgeschrieben sind. Trotzdem findet man auch auf wesentlich kleineren Yachten von bereits neun und zehn Meter Länge kleine Winschen. Natürlich kann auch auf kleineren Booten eine Ankerwinsch Kraft und Arbeit ersparen. Für einen Mann allein kostet es Kraft, einen, in gutem Ankergrund sehr fest sitzenden Anker eines kleineren Bootes herauszubrechen, aber wenn der Anker einmal ausgebrochen ist, muß das Einholen der Trosse oder Kette mit dem Anker schnell gehen, weil das Boot dann ja bereits zu segeln oder zu treiben beginnt, und das Einholen Hand über Hand geht schneller als mit einer Winsch, die man kurbeln muß. Das Herausbrechen des Ankers kann man sich überdies erleichtern, indem man die Trosse mit einer Fallwinsch oder einer Schotwinsch durchholt. Am besten eignet sich dafür eine seitlich am Mast sitzende Winsch. In England gibt es kleine, flache Ankerwinschen mit Kettennuß und Kurbel, die wie Fallwinschen am Mast angebracht werden. Es sind die einfachsten Ankerwinschen für kleinere Boote. Sie haben besonders auch den Vorteil, daß man sie stehend bedienen kann. Die etwa 6,5 kg schwere Mast-Ankerwinsch eignet sich für Ketten von 6 mm Gliedstärke. An sich ist auf kleinen Seekreuzern eine Ankerwinsch weder erforderlich noch besonders zweckmäßig. Sie kostet auf dem engen Vordeck Platz, und das zusätzliche Gewicht vorn auf dem Vorschiff, das den Bug im Seegang runter drückt, ist nicht günstig. Man sollte deshalb auch die Ankerkette möglichst in der Nähe des Mastes unterbringen. Ob eine Ankerwinsch tatsächlich gebraucht wird, hängt natürlich davon ab, ob mit einem Boot oft geankert werden muß. In Revieren mit vielen Häfen und Liegemöglichkeiten für Sportboote wird der Anker selten gebraucht. Eine Rolle bei den Überlegungen spielt auch, ob man mit einer Kette oder mit einer Ankertrosse ankert. Eine Kette eignet sich durch ihr Gewicht besser zum Ankern, weil sie durchhängt, aber eine Ankertrosse aus Perlon oder Nylon ist leichter und federt. Sie läßt sich mit einer Schotwinsch einholen, notfalls über einen oder zwei Führungsblöcke.
Für kleinere Boote am geeignetsten sind Winschen, die mit einem einsteckbaren, senkrechten Hebel bewegt werden. Man kann sie im Stehen bedienen. Gewöhnlich haben diese kleinen Winschen auch eine Fußbremse. Es gibt solche Winschen mit Gehäuse aus seewasserbeständigem Leichtmetall für Ketten von 6 oder 8 mm Stärke, die nur 7 kg schwer sind (Preis 366,- DM). Ankerwinschen mit Kurbel haben den Nachteil, gegenüber den Hebelwinschen, daß man sie in gebückter Haltung wenn sie niedrig sind, kniend bedienen muß und dabei nicht soviel Kraft einsetzen kann. Mit einer Kurbelwinsch holt man schneller als mit einer Hebelwinsch. Größere Ankerwinschen und auch einige mittelgroße sind mit zwei Gängen ausgestattet. Der schnellere Gang holt dann doppelt so viel Kette wie der langsamere Gang, der die Arbeit beim Herausbrechen des Ankers erleichtert. Die meisten Ankerwinschen sind mit einer Kettennuß ausgestattet. Wenn bei Anschaffung der Winsch die Kette bereits vorhanden ist, muß die Kettennuß unter Umständen dem Kettenmuster entsprechend angefertigt werden, damit sie genau paßt. Es genügt nicht, bei der Bestellung der Winsch nur eine Zeichnung der Kette vorzulegen und ihre Stärke anzugeben. Für Motoryachten und größere Segelyachten gibt es Ankerwinschen mit elektrischem Antrieb.
279. Ankerspill mit Kettennuß und Leitrollen für Bedienung durch zwei abnehmbare Kurbeln. Höhe 35 cm, Gewicht 58,5 kg.
280. Ankerwinsch mit Bandbremse auf einem 26 t-16,50-m-Motorsegler.
281. Ankerspill mit Kurbelbetrieb auf einem größeren Seekreuzer. Die Kettenklüse befindet sich vor dem Spill. Die Kette kann vom Spill direkt in die Klüse laufen. Vor dem Spill ein zusammengelegter, gehalterter Stock-Anker.
282. Vordeck eines kleineren Seekreuzers mit einer verhältnismäßig großen Ankerwinsch, dem gehalterten Danforth-Anker, einem Sockel für den Fockbaum und ganz vorn dem Poller. Viel Platz bleibt nicht mehr auf dem Vordeck.
283. Auf diesem größeren Seekreuzer ist oben auf der Winsch der Fockbaum befestigt, so daß ein besonderer Sockel dafür unnötig wird. Am Vorsteven sind zwei Führungsrollen für die Kette oder die Ankertross angebracht.
284. Diese kleine Winsch auf einem mittelgroßen Seekreuzer für Kurbelbetrieb dient gleichzeitig als Sockel für den Fockbaum. Die Kette führt über die Kettennuß zu der hinter der Winsch liegenden Kettenklüse.
285. Ankerwinsch mit Kurbelbedienung, Seiltrommel, Kettennuß und Bandbremse auf einem 7-KR-Seekreuzer. Der Nachteil der Winschen mit Kurbel ist, daß man sie nur kniend oder in gebückter Haltung bedienen und dabei keine volle Kraft einsetzen kann.
286. Englische Ankerwinsch mit Hebelantrieb und zwei Geschwindigkeiten. Der einsteckbare Hebel ist hier weggenommen. Bei der hohen Geschwindigkeit holt die Winsch bei einem Doppelschlag des Hebels 18 cm Kette ein. Die niedrige Geschwindigkeit erspart Kraft beim Herausbrechen des Ankers. Gewicht der Winsch 33 kg, Preis 650,- DM.
287. Englische Hebel-Ankerwinsch für Boote bis 12 m auf einem Kielschwertkreuzer. Links erkennt man die Halterung für den Einsteckhebel, der bei Vor- und Rückwärtsbewegung arbeitet. Die Winsch wird wie das Modell 286 durch Ölbad und Ölpumpe geschmiert. Sie wird für 8 und 10 mm Kette geliefert, Gewicht 32 kg, Preis 695,- DM.
288. Eine kleine Ankerwinsch für Kurbelbedienung auf einer größeren Motoryacht. Die Kettennuß und die Seiltrommel werden einzeln bedient. Der Anker hängt in einer Ankerklüse, braucht nicht an Deck genommen zu werden und ist immer klar zum Fallen. Die Kette führt von der Ankerklüse über die Kettennuß der Winsch direkt zur Kettenklüse. Ankermanöver mit einer Motoryacht sind einfacher, weil sie zum Aufholen der Kette leicht vorausgehen und das Herausbrechen durch Fahrt voraus unterstützen kann. Kette und Anker brauchen nicht so rasch aufgenommen zu werden wie bei einer reinen Segelyacht, weil eine Motoryacht ja mit Motorkraft gegen den Wind gehalten werden kann.
289. Einfache, robuste Ankerwinsch mit Kurbeln für Yachten bis etwa 14 m Länge auf dem RORC-Kreuzer "Ortac" Die etwa 43 kg schwere Winsch für Kettenstärke von 8, 10 und 12 mm (Preis 460,- DM) hat links eine Kettennuß und rechts eine Seiltrommel. Die Ankerwinsch ist nicht wie sonst üblich vorn auf dem Vordeck aufgestellt, sondern unmittelbar neben dem Mast zwischen Kajütaufbau und Vorluk (siehe auf S. 45 Nr. 277). Unmittelbar daneben ist einer der zwei an Bord befindlichen PflugscharAnker gehaltert. Der Vorteil dieser Anordnung besteht darin, daß an dieser Stelle des Decks genug Platz ist, um an der Winsch und an den Ankern zu arbeiten. Das Gewicht von Kette, Winsch und Anker befindet sich nicht vorn im Vorschiff, wo es den Bug in die See hineindrücken würde, sondern beim Mast.