1960: Drachen unter der Lupe
Bei den Drachen, deren Einheitsrumpf man nicht besser und nicht schlechter machen kann und deren Bauvorschriften keine großen Unterschiede in der Bauausführung erlauben, kommt es darauf an, Ausrüstung und Trimm so zu verbessern, daß in den Rennen der Besten die wenigen Sekunden am Wind, auf den Spinnaker-Kursen oder bei den Segelmanövern gewonnen werden, die oft den Sieg entscheiden. An den in der jüngsten Zeit entstandenen Drachen erkennt man das Bestreben, das Boot in vielen Kleinigkeiten mit Beschlägen und Ausrüstung zu verbessern und auch einmal etwas ganz Neues, wie etwa die Durchführung der Backstagen unter Deck, zu versuchen. Den alten Seglern, die noch in den Traditionen einer mehrmals überdimensionierten seemännischen Ausrüstung aufgewachsen sind, wird sich das Herz im Leibe umdrehen, wenn sie sehen, daß jetzt sogar schon auf Drachenbooten, genauso wie auf den FD, für bestimmte Zwecke Gummitampen verwendet werden.
1. Der Großschotblock ist am Großbaum an einem Stropp beweglich angebracht. Kein Leitwagen auf dem Achterdeck.
2. Die heute allgemein übliche Form der Großschot in der Plicht an einer trapezförmigen Holzplatte mit Schiene und Schotwinde.
3. Die gleiche Einrichtung, nur verbessert mit Kurbelwinsch und Halterung für einen Kugelkompaß, der auch als Aschenbecher zu benutzen ist. Die senkrechte Spiere ist die wegnehmbare Baumstütze.
4. Hier wird für die Großschotführung in der Plicht außer einem Pfosten mit drehbarer Schotklemme ein "Reitbalken" mit Schiene und Rutscher, wie er auf Jollen üblich ist, benutzt. Auch hier ist die wegnehmbare Großbaumstütze eingesteckt.
5 | 6 |
5. und 6. Auf Drachenbooten, die im Rennen hart gesegelt werden, ist eine gute Lenzpumpe, die unterwegs bequem bedient werden kann, sehr wichtig. Auf den jüngsten Drachenbooten hat man eine Druckpumpe in der Bilge fest eingebaut, deren Handgriff in das Fußbodenbrett eingelassen ist und die ohne Umstände bedient werden kann. Die Lenzwasserleitung führt zum Achterdeck, wo es aus einer hinter der Ruderpinne angebrachten Düse ausströmt und über Deck abfließt.
7. Großbaumbefestigung mit Schiene und Rutscher. Der Großbaum ist nach allen Seiten drehbar. Durch den verjüngten Großbaum und den aufgesetzten Bolzen wird erreicht, daß das Großsegel mit dem Hals gut und glatt anliegt und keine Falten wirft.
8. Leitwagen auf einem modernen holländischen Drachenboot. Den uralten Leitwagen haben zuerst die dänischen Segler auf dem Drachenboot wieder zu Ehren gebracht. Man kann, wenn man außer der Großschotführung in der Plicht den Leitwagen benutzt, den Großbaum anders nach unten trimmen, als wenn man die Großschot nur an einem Punkt am Großbaum angreifen läßt.
9. Hier sind die Fallen nicht unter Deck, sondern werden über Blockrollen zu Schotklemmen auf der Kajütkappe geführt. Nur die Niederholer für Spinnaker und Großbaum führen unter Deck.
10. Hier sind neben dem Mast unter Deck Fallwinden angebracht. Der Mast steht in einer Spur, wo er verkeilt wird.
11. Der Mast steht auf einer T-Schiene verstellbar. Die Fallen sind unter Deck geführt. Die Strecker befinden sich unter den Bodenbrettern.
12. bis 15. Viel Überlegung verwenden die Drachen-Rennsegler auf eine möglichst raffinierte Gestaltung der Spinnaker-Beschläge am Mast. Der Spinnakerbaum ist in einer oder mehreren Schienen am Mast verstellbar und festzusetzen und wird außerdem durch einen Toppnanten mit einem Zwischenstück aus Gummi und durch einen Niederholer in seiner Gestaltung festgehalten, was besonders bei Rennen im Seegang ein entscheidender Vorteil sein kann.
Gewöhnlich sind die Drachenboote mit Backstagen ausgerüstet, die mit Rutschern auf Schienen an Deck fahren. Neuerdings führt man die Backstagen durch das Deck, so daß sie von der Crew unter Deck bedient werden können.
Foto 16 zeigt die Durchführung eines Backstages durch das Deck. Es fährt über eine Blockrolle nach achtern zum Backstagstrecker. Der weiße Tampen ist ein 22 Gummizug, der verhindern soll, daß der Streckerhebel bei losem Backstag hin und her schlägt.
Foto 17 zeigt den Backstagstrecker, der sich in der Nähe der Kurbel für die Vorschotwinsch befindet. Der Streckerhebel ist nach vorn gelegt und das Backstag losgeworfen. Das Backstag hängt lose durch, und der Gummizug sorgt für die nötige Spannung des Streckers.
18. Auf einer ganzen Reihe der jüngsten Drachenboote sieht man diesen verchromten Großbaum-Beschlag, der mit einer Art Kugelgelenk in dem Mastbeschlag sitzt.
19. Hier ist der zweischeibige Kunststoff-Großschotblock unbeweglich mit einem Beschlag am Großbaum angebracht. Mit dieser Art der Schotführung wird gewöhnlich ein Großbaum-Niederholer in der Nähe des Mastes gefahren.
20. Auf diesem Drachenboot wurde zur besseren Kontrolle der Geschwindigkeit ein Staudruck-Geschwindigkeitsmesser eingebaut. Da nur verhältnismäßig wenige Drachenboote ein solches Gerät an Bord haben, scheint sein Vorhandensein für den Sieg nicht entscheidend zu sein.
21. Ein wichtiger sozialer Fortschritt und eine wesentliche Verbesserung der Lebensbedingungen an Bord für eine Dramen-Crew bedeutet diese gepolsterte Querducht. Gewöhnlich wird nur die Ducht für den Steuermann gepolstert. Der hat es ja auch nötig. Die Großschot ist auf diesem Drachenboot dagegen noch sehr primitiv an einem Pfosten in der Plicht befestigt.
22. Die bei Börresen in Vejle gebauten, neuen Drachenboote sind mit zwei Klappsitzen für die Crew ausgerüstet, die sich an beiden Bordseiten in der Plicht hinter der Kajütkappe befinden.
Die Sitze nehmen, wie Foto 23 zeigt, keinen Platz weg, wenn sie zurückgeklappt sind, da sich auch die beiden Stützen, von denen auf dem Bild die linke noch hochsteht, ganz zurücklegen lassen. Jedenfalls stimmt es doch wohl nicht so ganz, daß die modernen Drachenboote reine, nur auf Zweckmäßigkeit abgestellte Rennmaschinen sind, wo an das Wohl der Besatzung überhaupt nicht gedacht wird.