1958: Kompaß-Variationen
Der Kompaß für ein seetüchtiges Boot muß nicht nur gut sein, er muß auch richtig und gut an Bord untergebracht sein. Aber gerade die Aufstellung des Kompasses macht auf kleinen Seebooten oft erhebliche Schwierigkeiten. Man kann nicht immer den für den Rudergänger günstigsten Platz wählen, weil zum Beispiel bei der Aufstellung auf den Motor Rücksicht genommen werden muß. Oder an der Stelle, wo er für den Rudergänger am günstigsten untergebracht würde, ist er bei Segelmanövern hinderlich oder durch sie gefährdet. Je kleiner das Boot, desto größer werden die Probleme bei der Unterbringung des Kompasses. Wer einen Plath-Kugel-kompaß zur Verfügung hat, kann beim festen Einbau die Kardanringe sparen, weil dieser Yachtkompaß bis zu 70° geneigt werden kann. Der bei diesem Kompaß mögliche Einbau im Boden der Plicht hat seine Vorteile und Nachteile. Der Vorteil liegt darin, daß er hier am wenigsten stört, der Nachteil darin, daß der Rudergänger, um den Kompaß zu verfolgen, stets nach unten blicken muß. Wenn man den Kompaß nicht fest einbauen kann, muß er auf jeden Fall bei Gebrauch seinen ständigen festen Platz haben, mit einer entsprechenden Halterung. Üblich ist es auf kleinen und mittleren Seekreuzern, den Kompaß in oder auf einer wegnehmbaren Querducht in der Plicht aufzustellen. Auf einem 6,5 KR-Kreuzer ist für diese Querducht mit fest eingebautem Kompaß in dem Raum unter der Plicht eine Halterung angebracht, wo er rasch und sicher bei Nichtgebrauch verstaut werden kann. Oft wird auf kleineren Booten der Kompaß vor dem Brückendeck oder auch darin fest angebracht. Man muß dabei gewöhnlich den Nachteil in Kauf nehmen, daß der Kompaß ziemlich weit vom Rudergänger entfernt ist und daß Mitsegler die Plicht räumen müssen. Auf kleinen Booten, die kaum nachts auf See segeln, ist eine richtige Kompaßbeleuchtung oft gar nicht vorhanden, es sei denn, daß ein Kompaß gefahren wird, der wie der Plath'sche Kugelkompaß eine von unten beleuchtete Rose hat. Wer viel nachts nach dem Kompaß segeln will, kommt aber ohne eine gute Beleuchtung mit ausreichendem Blendschutz nicht aus. Die beste Lösung ist die auf größeren Yachten mögliche Kompaßsäule, die möglichst unmittelbar vor dem Rudergänger und möglichst hoch steht, mit abblendbarer Beleuchtung.
1. Auf diesem kleinen Seekreuzer sitzt der Kugelkompaß, der von unten beleuchtet wird, in einer Querducht vor dem Brückendeck, die herausgenommen werden kann. Die Beleuchtung des hochliegenden Kompasses, die zu regulieren ist, blendet den Rudergänger leicht.
2. Hier ist der Kugelkompaß in dem Brückendeck, eines kleineren Seekreuzers fest eingebaut. Wenn der Kompaß nicht gebraucht wird, schützt ihn ein gewölbter Deckel aus Sperrholz.
3. Die Kompaßsäule auf der Bremer „Senta".
4. Kompaßsäule in der Plicht mit abnehmbarer Kompaßhaube. Wegen der Blendung durch die Kompaßbeleuchtung ist es zweckmäßig, nachts den Kompaß mit Haube zu fahren und nur die Klappe zu öffnen.
5. Auf diesem amerikanischen Kielschwerter ist der Kompaß vor dem Brückendeck angebracht. Die Kompaßhaube, die sich vollständig schließen läßt, besteht aus Plexi-Glas und ist durchsichtig.
6. Auf dem Kielschwertkreuzer „Tide" befindet sich vor dem Besanmast eine kleine Plicht für den Rudergänger. An der Kompaßsäule, die einen Kugelkompaß in einer für den Rudergänger günstigen Höhe trägt, ist das Ruderrad angebracht.
7. Unterbringung des Kugelkompasses in einem verschließbaren Holzkästen in der Plicht auf einem belgischen Kielschwerter hinter dem Brückendeck. Links der abgenommene hölzerne Deckel.
8. Der Kompaßbehälter auf der belgischen Yacht, verschlossen.
9. Die Verbindung von Kompaßsäule und Ruderanlage ist für größere Seekreuzer meistens die beste Lösung. Das Foto 9 zeigt die Messing-Kompaßsäule auf einem deutschen Seekreuzer.
10. Dieselbe Einrichtung aus Stahl auf einem englischen Kielschwerter.
11. Messing-Kompaßsäule mit Kugel-Kompaß und Ruderrad. Davor steht auf einem Sockel die Großschotwinsch. Der Rudergänger hat auf diesem größeren Seekreuzer eine besondere Plicht zur Verfügung.
12. Auf diesem stählernen Seekreuzer bestehen die Seitenwände der Plicht aus Leichtmetall. Der Kompaß steht auf einem Sockel mitten in der Plicht für den Rudergänger, der an der Pinne sitzt, recht günstig.
13. Ruder und Kompaß auf dem „Wappen von Hamburg". Auch hier ist die Messing-Kompaßhaube mit einem Fenster versehen. Im Verhältnis zur Höhe der Aufbauten ist hier der Kompaß recht hoch angeordnet. Der Rudergänger kann hier ebenfalls genau mittschiffs hinter dem Ruderrad und hinter dem Kompaß sitzen.
14. Auch auf Seekreuzern der mittleren Größengruppe findet man die Kompaßsäule mit Ruderrad. Hier liegt der Kompaß in einer Höhe mit dem Waschbord der Plicht. Die Kompaßhaube aus Plexiglas ist nach allen Seiten offen. Auf dem Quersitz des Rudergängers liegt der Großsegelsack.
15. Eine Yawl mit Deckshaus. Die Kompaßsäule ist hier wie meistens üblich durch einen Segeltuchüberzug geschützt. Auf Deck mittschiffs hinter dem Ruder fehlt eine Sitzgräting, hier ist auch die Leitwagenschiene für die Großschot angebracht. Notfalls kann der Rudergänger hier sitzen.
16. Auf der Bremer „Athena" ist die Kompaßsäule so hoch, daß der Rudergänger, ohne den Kopf viel bewegen zu müssen, den Kompaßkurs im Auge behalten und voraussehen kann. Die mit einem Fenster versehene Kompaßhaube gibt einen guten Blendschutz.
17. Auf der Hamburger „Königin" wurde die Plicht des Rudergängers nach vorn durch ein gewölbtes Brückendeck abgeschlossen, das in der Mitte den Kugelkompaß trägt. Der Rudergänger sitzt unmittelbar vor dem hochliegenden Kompaß, der von unten beleuchtet wird. Wenn die Beleuchtung voll eingeschaltet ist, wird bei diesem Kompaß ein Blendschutz erforderlich sein.
18. Die Kompaßsäule auf dem Kieler Seekreuzer „Tom Kyle" ist besonders hoch, das Ruderrad ist größer als auf Yachten dieser Größe üblich. Die Kompaßhaube hat Fenster nach allen Seiten.
19. Der Fluid-Kompaß sitzt auf diesem kleinen Seekreuzer in einer Querducht, die unmittelbar vor dem Platz des Rudergängers angebracht ist. Die Beleuchtungsanlage fehlt hier. Vermutlich ist die Ducht mit Kompaß zum Wegnehmen eingerichtet und kann in einer Halterung unter Deck untergebracht werden. Zum Schutze des Kompasses bei Nichtgebrauch kann ein Messingdeckel darübergesetzt werden.