4 reviere Classic-Week-2010

Reviere

1908: Eine Kreuzfahrt in die westliche und mittlere Ostsee

Von Dr. Harry Haenisch

Der glückliche Eigner der Kreuzeryacht „Herta" V. S. a. W., von etwas über 8 Sgl., der geborenen „Erica", geschiedenen „Edith II" hatte wieder einmal die Liebenswürdigkeit, seine alte Crew um sich zu versammeln, um einige schöne Wochen auf seinem prächtigen Kutter zu verleben.

Am 4. August 1906 trafen die vier Seefahrer in Hamburg zusammen, wohin «Herta" im Schlepp von den beiden Bootsleuten gebracht worden war, und fielen sogleich bei Bielenberg ein, um den Proviant zu besorgen. Nachmittags war der schwierige Fall erledigt und eine grosse Anzahl wohlgefüllter Flaschenkörbe schaukelte in dem von einem Hamburger Freunde des Reeders liebenswürdig zur Verfügung gestellten Motorboot. Bei Neumühlen fanden wir „Herta" schleppklar vor. Der Proviant wurde von unserem „französischen Koch" und „Finanzmeister", Herrn B., seemässig verstaut, während wir mit der Ebbe schnell zu Tal geschleppt wurden. Gegen 9 Uhr entliessen wir die Barkasse und gingen unterhalb Brunshausen vor Grauer Ort bei den Pulverschiffen zu Anker. Sonntag früh 5.15 Uhr segelten wir gegen NW.-Wind mit der Ebbe stromab. Kurz vor 7 Uhr passierten wir Krautsand-Feuerschiff und kreuzten gegen den mit ca. 8—9 m wehenden WNW und gegen die steile, kurze See mit gerefften Segeln an. 8.30 Uhr hatten wir den Kanal erreicht. Da der Sonntagsruhe wegen heute kein Schleppzug ging, vertrieben wir uns den Tag in Brunsbüttelkog an Land in fideler Weise.

Montag früh um 6 Uhr gingen wir am Ende des Schleppzuges los und trafen 4.30 Uhr in Holtenau ein, wo an den Dalben festgemacht wurde. Am folgenden Tage wollten wir nach Eckernförde segeln, aber schon beim Leuchtturm von Friedrichsort wurde uns wegen Scharfschiessübungen auf der Festung ein Halt geboten. Man liess uns jedoch noch bis Labö segeln, wo wir vor dem Hafen zu Anker gingen und dem Schiessen auf geschleppte Scheiben zusahen. Um 10 Uhr war das Wasser wieder frei und mit kleinen Vorsegeln und doppelt gerefftem Grosssegel ging's nach Eckernförde. 12.20 Uhr passierten wir Stollergrund West-Seezeichen und kreuzten dann mit einem Streckbug gegen NW in die Föhrde ein. Um 3 Uhr machten wir an der neuen Brücke in Borby fest. Nach Abholung der Post wurde ausgerefft und kurz vor 5 Uhr stiessen wir ab. Nach 56 Minuten wurde Langluft-Tonne, 6.10 Uhr Bocknis passiert und um 8 Uhr kreuzten wir in die enge Einfahrt von Schleimünde ein. Dort erstanden wir frisch gefangene Goldbutten, die uns die Frau des Leuchtturmwärters lecker bereitete, und am folgenden Morgen schwelgten wir in dem Genüsse ganz frischer Krabben. Deshalb kamen wir auch erst 9.20 Uhr fort.

Der Himmel war bewölkt, Wind WNW etwa 7 m. Mit einem Ring im Grosssegel und kleinen Vorsegeln liefen wir gute Fahrt und machten 1.20 Uhr an einem Dalben vor Höruphaff fest. Nun klarte das Wetter auf, und Nachmittag 3.30 Uhr segelten wir bei herrlichem Sonnenschein und frischer Brise nach Sonderburg. 5.10 Uhr passierten wir die sich auf Signal bereitwillig öffnende Brücke und machten etwas nördlich derselben auf der Sundewittseite an den Dalben fest. Da wir den Abend gern an Bord in schöner Natur verbringen wollten, beschlossen wir, in den Alsensund zu kreuzen und uns ein idyllisches Ankerplätzchen zu suchen, welches wir um 9 Uhr ganz dicht unter dem Kwost Nakke-Gehölz fanden. Leider war am 9. Regentag, und so verlief die Fahrt nach Apenrade grau in grau. Gegen Mittag gingen wir im neuen Hafen zu Anker, und 3 Stunden später setzten wir Segel mit Kurs nach Aarösund, wo wir nach teilweise regnerischer Fahrt um 8 Uhr abends ankamen.

Am Freitag, den 10. August, 8 Uhr, verholten wir aus dem Hafen. Dabei brach durch leisen Anstoss das Wasserstag. Der feinschäftige Draht desselben war durch das Salzwasser völlig durchgerostet. Dies geschieht bei „Herta" um so leichter, als der Schäkel innerhalb des Kupferbeschlages sitzt. Noch ein zweites Mal haben wir auf dieser Reise das Stag erneuern müssen. In dem brakigen Wasser der östlichen Ostsee hatten sich im vorigen Jahre die Wirkungen des galvanischen Stromes nur wenig bemerkbar gemacht. Um 11 Uhr war der Schaden ausgebessert, und wir segelten bei NW und 2 Ringen im Grossegel und kleinem Vorzeug ab, mit dem Reiseziel Fredericia. In dem Fahrwasser östlich von Linderum konnten wir Kurs auf die Insel Fänö anliegen und kreuzten dann bei sonnigem Wetter in den reizvollen Oyenässund ein. 1.30 Uhr gingen wir in respektvoller Entfernung des Hotels zu Anker, um ein herrliches Bad zu nehmen. Nach gutem Mittagbrot setzten wir 5.30 Uhr Segel und machten später am Bollwerk im Hafen von Fredericia fest.

Nur träge wehte der Stander, als wir am 11. August um 9 Uhr aus dem Hafen nordwärts steuerten. Unser trefflicher Koch legte Blinkangeln aus, und nach kurzer Zeit förderte er unter sorgfältigem Killen einen ca. 21/2 Pfund schweren Dorsch, über den sich die Bootsleute sogleich hermachten, indem sie ihn mit Lorbeerblättern kochten. Das war der erste erfolgreiche Fischzug. Eine Stunde später kam etwas Wind aus SW. Wir setzten Spinnaker und Topsegel. 1 Uhr mittags gingen wir in Vejle Fjord, nicht weit vom Munkebjerg-Hotel, zu Anker, um zu baden. Zwanzig Minuten später liefen wir, ein lecker bereitetes Mahl verzehrend, mit Kurs auf Björnskunde-Tonne bei stark abflauendem Winde zum Fjord hinaus. Erst 7.30 Uhr machten wir im Hafen von Juelsminde fest. Genau 12 Stunden später segelten wir weiter, mit Kurs auf die Südspitze der Insel Samsö bei 6—7 m Brise aus Westen, passierten die Insel Endelave in Va Sm. Abstand, halsten und hatten 4.04 Uhr Ljushage quer ab. Dort überraschte uns eine heftige Regenböe, und in sausender Fahrt segelten wir an der Ostküste der Insel entlang bis zu dem kleinen Hafen Ballen, den wir 11.50 Uhr erreichten. Mit Leinen wurde in das innere Bassin verholt.

 

Hafen von Ballen auf Samsö

Wir charterten einen Wagen und fuhren in die Stadt Koldby, wo wir freundliche Aufnahme und gute Verpflegung fanden. Die Insel ist recht fruchtbar und aus dem Zustande der Gebäude kann man auf einen gewissen Wohlstand der Bevölkerung schliessen.

Am 13. August standen wir 4.30 Uhr auf, mit dem Reiseziel Hundefett oder richtiger Hundestedt im Ise-Fjord. Das Glas stand 762, der Wind wehte massig aus WSW. und der Himmel war ziemlich bedeckt. 4.45 Uhr verholten wir aus dem Hafen. Rasch waren die Segel gesetzt, wir steuerten ON03/40. einen Kurs, der eine Meile an Guiben auf der Insel Sejrö vorbeiführt. 6.15 Uhr passierten wir die Insel Vejrö im Kattegatt, sichteten dann Hatter Riff-Bake an Backbord 3 Strich voraus, Hatter Barn-Leuchtboje rechts voraus. Nach und nach kamen hohe Teile der langgestreckten Insel Sejrö in Sicht. 6.45 Uhr passierten wir die Glockenboje Hatter Barn auf Steuerbord. 7.10 Uhr setzten wir Spinnaker und passierten 8.07 Uhr Guiben-Leuchtfeuer in 1,5 Sm. Abstand. Von hier ab wurde der Kurs auf NO zu O geändert, um durch den Sneckelöb, eine schmale Fahrrinne in dem gefährlichen, langgestreckten Riff vor Seelands Odde, zu laufen. Eine dänische Schoneryacht, die kurz nach uns von Ballen absegelte, ging nördlich herum.
Auf dieser 9,5 Sm. langen Strecke kam es vor allem darauf an, sehr genau zu steuern und die den Sneckelöb markierenden Stangenseezeichen rechtzeitig auszumachen. Unterwegs überzeugten wir uns durch Kreuzpeilungen über die Richtigkeit unseres Kurses. Den eben beschriebenen Weg sollte man jedoch nur bei beständiger Wetterlage wählen, denn ein etwaiger NW.-Sturm dürfte hier einer kleinen Yacht leicht sehr verhängnisvoll werden. Es ist auch in Anbetracht der Gefährlichkeit auf diesem langen Riff eine Bake aufgestellt, in welcher sich ein Verschlag befindet mit Lebensmitteln für Schiffbrüchige. Von Sneckelöb setzten wir Kurs OSO auf Grönne Reyle-Seezeichen vor Hundestedt ab, 21,5 Sm. 10.15 Uhr drehte der Wind auf WSW. und es fing an zu regnen. 11.40 Uhr wehte sehr flaue Brise aus SSO. An Steuerbord sehen wir Seelands Nordküste als undeutlichen Schatten. 12.20 Uhr kam Grönne Reyle Seezeichen mit 3 Strohwischen rechts voraus in Sicht. Bald tauchten auch die Häuser von Hundestedt auf. Hart am Winde segelnd, passierten wir 12.45 Uhr das Seezeichen und kreuzten den von Masten starrenden Hafen an. Derselbe ist ein von Molen begrenztes Viereck in 2,8—3 m tiefem Wasser und steht mit dem Lande durch eine lange Brücke in Verbindung.
Um 2 Uhr gingen wir im Innenhafen zu Anker, der vollgepfropft war von einer stattlichen Fischerflotte, die auf die Heringe wartete. Die Fahrzeuge sind stark gebaut, massig besegelt uud haben durchweg einen Benzinmotor. Draussen kreuzten einige Boote, die nach den Zugfischen suchten. Wie überall in Dänemark fanden wir auch hier in diesem kleinen Fischerdorfe freundliche Aufnahme und ausgezeichete Verpflegung.

 

Hafen von Hundestedt im Isefjord.

Am 14. August segelten wir 5.45 Uhr morgens vorm Klüver aus dem Hafen, um angeblich nach Helsingör zu fahren. Der Wind wehte immer noch aus SSO. Mit kleinen Vorsegeln und vollem Grosssegel glitten wir flott an der hohen, teilweise aus steilen Tonbergen bestehenden Küste Seelands entlang. Um 7 Uhr passierten wir mit auffrischender Brise Tiswieder Wald. Eine Stunde darauf steckten wir zwei Reff ins Grosssegel. 9.10 Uhr passierten wir Ostindienfahrer Grund-Leuchtboje auf Backbord. Der Wind frischte nun immer mehr auf, so dass wir 3 Ringe ins Grosssegel — das ist bei „Herta" mehr als die Hälfte desselben — eindrehen und sogar die kleine Fock reffen mussten. Jetzt begann ein toller Tanz gegen den harten Wind und starken, auslaufenden Strom in den Sund hinein. Da es lange Zeit aus Westen geweht hatte, so war viel Wasser in die Ostsee getrieben worden, das nun mit dem seit gestern wehenden SSO mit grosser Gewalt zurückströmte. Als gegen 11 Uhr der Wind schnell abflaute, war es kaum möglich, mit Vollzeug den Strom totzusegeln. Aber nach 1 1/2 Stunden setzte er wieder ein und wurde so schnell stärker, dass wir gleich zwei Ringe eindrehten und die Vorsegel wechselten. Kaum hatten wir wieder Fahrt, als der Wind schon so heftig war, dass wir noch zwei Reffe einstecken und sogar die Fock bergen mussten. Seh. schätzte die Stärke auf 12—15 m. „Herta" stöhnte unter dem Segeldruck bei etwa 1/8 ihrer vollen Segelfläche. Durch die kurze und kabbelige See bekam das schleppende Beiboot so viel Spritzwasser, dass es nach und nach voll lief. Schliesslich wurde es in einer Wendung ganz vollgeschlagen und Fallreep und Oesfass schwammen davon. Mühselig schleppten wir das sich manchmal beinahe um seine Längsachse drehende Beiboot hinterher und mit betrübtem, väterlichem Auge schaute der Reeder hin, zweifelnd, ob und wie lange der Ringbolzen oder die Leine noch halten würden. Ein Versuch, das Boot aufs Heck zu ziehen, scheiterte vollkommen. Auch war es nicht möglich, bei dem ewigen Ueberstaggehen das Boot an Deck zu verstauen. Im übrigen hatten wir genug mit der Yacht zu tun, die heftig arbeitete. Gegen 2 Uhr gingen wir unter Schutz des Waldes bei Hornbäk auf 4 m Wasser zu Anker, um zunächst das Beiboot auszuschöpfen. Da in der Segelanweisung auf eine Barre vor der Hafeneinfahrt von Hornbäk hingewiesen wird, die zwischen 0,9 und 1,9 m Wasser hat, aber keine Ansteuerungsvorschrift gegeben ist, so wollten wir nicht einsegeln, sondern steckten 30 m Kette und fingen an, uns selber trocken zu legen.

Bald kamen Fischer aus dem Hafen, die uns hineinlotsen wollten, was wir gern annahmen. Wenn man etwa x Sm. rechts von der Hafeneinfahrt liegt, so muss man nicht Kurs auf dieselbe nehmen, sondern bei ca. 2 m Wasser etwa auf die Mitte der längs der Küste laufenden Mole steuern bis ca. 20—30 m an dieselbe heran und dann in kurzem Bogen zurück nach der Einfahrt segeln und scharf rundend einlaufen. Es ist unheimlich, ganz dicht über die allerwärts gut sichtbaren Steine hinwegzusausen. Im Hafen lagen wir vorzüglich und horchten abends in der „kleinen Stube" beim gemütlichen Glase auf das Heulen des Windes im Tauwerk.

 

Im Hafen von Hornbäk.

Da es am 15. immer noch mit ca. 12 m aus SSO wehte, blieben wir im Hafen und machten schöne Spaziergänge in dem nahen Walde. Nachmittag drehte der Wind westlich und brachte heftigen Regen. Dann kam SW durch mit aufklarender Luft. Wir nahmen einen Wagen und fuhren auf guter Waldchaussee nach dem nahen Elleborg mit seinen reizenden Villen.
Leider wehte der Wind am folgenden Tage wieder aus SO, hatte aber nachgelassen, und das Wetter war sonnig.

Immerhin versprach die Fahrt nach Kopenhagen kreuzenderweise lange zu dauern. Um 7 Uhr lotste uns der Fischer wieder hinaus. Nach drei Stunden hatten wir das stolze Hamletschloss passiert, 12 Uhr 20 Min. waren wir querab von der Insel Hven, die wir an Backbord liessen. Hier frischte der Wind erheblich auf, so dass wir wieder zwei Reffe eindrehen und die kleinen Vorsegel setzen mussten. Mit langen Schlägen erreichten wir um 6 Uhr Tarbaek und liefen bei herrlichem Wetter um 7 Uhr in den Hafen von Kopenhagen ein, wo wir in der Nähe des Yachthafens zu Anker gingen. Es war eine lange, aber sehr genussreiche Kreuzstrecke.

Der folgende Tag galt der Besichtigung der schönen Stadt. Am 18. August wehte um 6 Uhr 30 Min. ein leichter SW bei 757,5 Barometerstand. 7 Uhr 30 Min. segelten wir mit Vollzeug und Topsegel aus dem Hafen südwärts. Nach zwei Stunden hatten wir Drogden-Feuerschiff passiert. Um 10 Uhr drehte der Wind südlicher, so dass wir nicht mehr Kurs auf Falsterbö-Riff anliegen konnten. Wir kreuzten langsam mit langen Schlägen auf Steuerbord-Hälsen am Bredegrund. Die Sonne schien herrlich und der Wind wurde flauer. 3 Uhr 35 Min. passierten wir Hildagrund-Seezeichen, nunmehr N steuernd. Mit westlich drehendem Winde halsten wir und setzten Spinnaker. 4 Uhr 25 Min. wurde Highburg-Grund passiert. Im NO zog dickes Haufengewölk auf, das uns aber keine Ueberraschungen brachte. Langsam segelten wir um 7 Uhr in den Hafen von Trelleborg, wo man uns im Staatshötelet als „Fremde" behandeln wollte.

Am 19. August standen wir früh auf und freuten uns, dass endlich einmal ein günstiger Wind, nämlich W zu N wehte, der uns ermöglichen sollte, die lange Strecke bis Sassnitz schnell zurückzulegen. Wenige Minuten vor 5 Uhr liefen wir aus den Molen mit Kurs S zu O auf Ranzow (Rügen). 9 Uhr 10 Min. sichteten wir Arkona 3 Strich voraus an Steuerbord, später kam Ranzow auf Sasmund in Sicht. Um 10 Uhr brachten Wolken aus NW viel Wind, so dass wir zwei Ringe eindrehen und kleine Vorsegel setzen mussten. Vom zu grossen Druck erleichtert, wühlte „Herta" nun nicht mehr so sehr in der immer höher werdenden See. Es war eine grosse Freude, bei herrlichem Sonnenschein mit der kleinen, stark schaukelnden Yacht über das offene, weiss-beköpfte Meer zu jagen und die Farbenpracht des Wassers zu geniessen. 12 Uhr 10 Min. hatten wir Ranzow passiert, also die 50 Sm. lange Strecke mit 7 Sm. Durchschnittsgeschwindigkeit zurückgelegt. Nun segelten wir in glattem Wasser und windgeschützt dicht an der herrlichen Steilküste entlang und suchten uns ein friedliches Plätzchen, um in dem kristallklaren Wasser ein erfrischendes Bad zu nehmen. Darauf machten wir uns landfein und segelten 2 Uhr 15 Min. nach Sassnitzhafen, wo wir am Bollwerk vertäuten, notabene ohne im geringsten von einem Zöllner belästigt zu werden. Ueberhaupt haben wir auf dieser unserer Reise nie bemerkt, dass es solche Einrichtungen wie Zollämter überhaupt gibt.

Am 20. August war sonnigesWetter mit hartem Westwind. Da derselbe gerade auf die Hafeneinfahrt wehte, verholten wir uns an lang ausgefahrenem Anker aus dem Schiffsgewühl, drehten 2 Ring ein und kreuzten dann um 11 Uhr 15 Min. hinaus, um nach Binz zu segeln, wo wir eine Stunde später an der Brücke zu Anker gingen. Leider verliess uns hier unser lieber Herr Dr. S., um über Sassnitz mit der Bahn nach Hause zu fahren. Wir drei übrigen segelten um 4 Uhr nach der uns schon im vorigen Jahre so lieb gewordenen Greifswalder Oie. Bald zogen dicke Wolken aus WNW auf, die mit stark auffrischendem Winde und fallendem Glase schnell näher kamen. 5 Uhr 10 Min. passierten wir die Göhren-Ost-Tonne vor dem Nordperd, dann drehte der Wind südlicher, so dass wir mit dichten Schoten über die kurze See des Greifswalder Boddens segelten. 6 Uhr 20 Min. gingen wir im Hafen der Oie zu Anker, der jetzt sehr versandet ist, aber bald ausgebaggert werden sollte.

 

Im Hafen der Greifswalder Oie.

In der Nacht legte der Wind erheblich zu, und oft spritzte die Brandung hoch über die Mole hinweg. Auch am folgenden Tage stand das Signal: „atmosphärische Störung", was uns noch mehr dazu bewog, den Tag in angenehmster Gesellschaft auf der schönen Insel zu verleben. Am 22. August hatte es sich etwas abgeweht und eine massige Westbrise kräuselte das Wasser. Bald nach 9 Uhr segelten wir fort, diesmal heimwärts mit Kurs auf Swinemünde. 1 Uhr 45 Min. liefen wir in die Molen ein und kreuzten dann, langsam dahinschleichend, bis zum Fischereihafen.

Am 23. August war Ruhetag, den wir in Swinemünde und Heringsdorf verlebten. Freitag segelten wir bei herrlichem Sonnenwetter und günstigem Winde über das Haff. Als wir 10 Uhr 30 Min. den Leitholm passiert hatten, wehte nur noch ein Hauch, und oberhalb des Papenwassers riefen wir einen Schleppdampfer an, der uns nach dem gastlichen Yachthafen des Stettiner Yacht-Clubs brachte. Wenige Stunden später spielten wir im Berliner Schnellzuge unseren Abschiedsskat.