"Irene" - 60qm Nationaler Kreuzer / 50qm Seefahrtkreuzer

Text B. Post, Foto K. Greiser



Seit mehr als 50 Jahren unzertrennlich

Der Eigner - Gründungsmitglied des Freundeskreises - ist ein Jahr jünger als sein Schiff. In diesem Jahr wurde „Irene“ 76. Und dank guter Pflege ist sie in Bestzustand. „Sie stammt ja auch von einer guten Werft.“ Hans Baars-Lindner segelt den A&R-Bau seit mehr als 50 Jahren. Damals war der 50er Seefahrtkreuzer auf der Flensburger Förde zu Hause. Nach dem Tod seines Adoptivvaters übernahm Hans Baars-Lindner das Schiff. Heute hat es seinen Liegeplatz auf der Schlei.

„Irene“ wurde 1925 als 60qm Nationaler Kreuzer von Henry Rasmussen in Zusammenarbeit mit dem Auftraggeber H. Greppert aus Berlin entworfen und bei Abeking & Rasmussen in Kompositbauweise gebaut: Tabasco Mahagoni auf Stahlspanten. Ihr Name damals war „Windsbraut“. Nach dem Eignerwechsel in „Brise“ umgetauft, landete das Schiff in den 30er Jahren schließlich bei der Marine. Einen Kaiser gab es zwar zu der Zeit in Deutschland längst nicht mehr, dennoch erhielt das Schiff jetzt den Namen einer Schwägerin von Wilhelm II.: Taufpatin Prinzessin Irene war mit Prinz Heinrich (dem „Erfinder“ der gleichnamigen Mütze) verheiratet. „Irene“ wurde jetzt Ausbildungsschiff, aber immer wieder gern auch vom Kommandeur der Marineschule Mürwik gesegelt. Der Mast wurde verkürzt, der Kiel tiefer gesetzt. Seitdem ist sie als 50er Seefahrtkreuzer vermessen.

Dokumente aus der "Yacht" 1932, Heft 43, S. 8+9



Mit Kriegsende war „Irene“ arbeitslos, wechselte für 3000 Reichsmark den Eigner und landete schließlich bei Hans Lindner sen. Als schnellstes Schiff der Förde war „Irene“ nun in den nächsten Jahren gefürchtet und mehrfach mit dem „Blauen Band“ ausgezeichnet.

Baars-Lindner junior hatte bereits vor dem Krieg eine Bootsbauerlehre angefangen („Damit bin ich in der Familie ein bisschen aus der Art geschlagen“). Nach dem Krieg aber war in Deutschland erst mal weder Geld noch Zeit für neue Yachten vorhanden - und damit herrschte Flaute im Bootsbau. Hans Baars-Lindner ging in die Schweiz.

Als sein Chef merkte, dass er nicht nur vom Bootsbau etwas verstand, sondern auch von der Segelei, wandelte sich sein Job: Jahre intensiver Regattasegelei folgten: „Ich habe auf den Schweizer Seen gelernt, ohne Wind zu segeln. Ich bin mit den 5,5ern auf dem Mittelmeer unterwegs gewesen, sogar in den USA“. 1960 gehörte Hans Baars-Lindner in Neapel zur deutschen Olympiamannschaft, natürlich wieder auf einem 5,5er. „Wir haben zwar keine Medaille gewonnen, aber sehr viel Spaß gehabt“, meint er rückblickend und: „Heute ist Regatta-Segeln sehr viel härter geworden.“

Nach zehn Jahren intensiver Renn-Segelei kehrte Baars-Lindner nach Schleswig-Holstein zurück, schon mit Rücksicht auf seine Frau und die drei Töchter. Mittlerweile hatte er auch seine Meisterprüfung gemacht, und so fing er bei der Vertens-Werft an, bevor er später den Schritt in die Selbständigkeit wagte.

Die Töchter sind inzwischen selber Mütter und in alle Himmelsrichtungen verstreut, „aber einmal im Jahr lassen sie alles stehen und liegen und steigen wieder bei mir ein“, sagt Hans Baars-Lindner. „Dann segeln wir zum Klassiker-Treffen nach Flensburg.“

Dabei ist „Irene“ bis heute kein Wohnschiff geworden: Das schlanke Schiff ist bei 12,5 Metern Länge über Alles mal gerade 2,50 Meter breit. „Früher pflegten die Eigner ja auch im Hotel zu übernachten, und nur der Bootsmann blieb an Bord“, meint Baars-Lindner. „Aber ich brauche an Bord nicht den gleichen Komfort wie an Land.“

Auf jeden Fall will er „Irene“ segeln, solange es geht. „Meine Zeit mit dem Schiff geht auch irgendwann zu Ende.“

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