Schöngeistiges zum Regattasegeln
Beim Thema Regattasegeln fallen mir gleich viele schöne Bücher ein und leider nicht mehr aufgelegte Bräuche. So erschienen um die Jahrhundertwende und bis etwa zum Ende des 1. Weltkrieges gleich mehrere Serien mit so genannten Regattakalendern, die die Ergebnisse der Regatten eines Jahres oder einer Region festhielten und in Buchform erschienen. James Colling Summers brachte 1886 als Erster einen solchen Regattareport in den Buchhandel. Die Serie hatte den Titel „Who won ? -
The Offical Yacht Record 1886”.
Die Bücher erschienen mit Unterbrechungen bis 1896. In England war es kein geringerer als Dixon Kemp, der ab 1891 den „The Yacht Racing Calendar and Review for 1891“ heraus gab. Nach Kemp’s Tod übernahm der bekannte Engländer Heckstall-Smith diese Aufgabe. Diese Reihe erschien bis 1904. Die New Yorker Lackfabrik Edward Smith & Company gab jährlich die Broschüre heraus: “Winners (z.B. 1912) - Being a record of the names of the winning yachts and owners of racing season of 1912”. Hier erschienen die Ergebnisse von Yacht- und Motorbootrennen, bebildert und unterlegt mit schönen Fotos.
Vielleicht findet sich eine Lackfabrik oder Bootshändler, die diesen Brauch wieder zurück holen.
In Deutschland gab die Wettfahrtvereinigung Berliner Jollensegler in dieser Zeit (vor 1918) monatliche Mitteilungen heraus, die über das Regattageschehen und Reglements Auskunft gaben. Ab 1979 gab es in Deutschland die Zeitschrift „regatta“, die aber mangels Erfolg 1985 wieder eingestellt wurde.
Ein ganz tolles Buch ist K. Adlard Coles “The Yachtman’s Annual and Who’s Who 1938-39”. Nicht ausschließlich auf Regattasport beschränkt, gibt das leider nur ein Mal erschienene Werk Auskunft über neue Yachtdesigns des Jahres, bedeutende Regattaergebnisse und sehr viele Kurzbiographien. Wie toll, hätten wir doch so ein Buch in deutsch.
1936 schrieb Alfred F. Loomis ein wunderschönes Buch über die wichtigsten Ozeanregatten.
Sein Titel: „Ocean Racing - The Great Blue-Water Yacht Races 1866-1935”.
Im gleichen Jahr schrieb Ludwig Dinklage das deutsche Gegenstück:
Ozean-Wettfahrten. 70 Jahre Transatlantik-Regatten. Es enthält herrliche Fotos und Regattaberichte.
Ein Mann, der sein ganzes Leben den Regularien des Regattasports widmete, war G. Sambrooke Sturgess. Sein Leben lang war er damit beschäftigt, Regattaregeln zu interpretieren oder neu zu regeln. Sein erstmals 1923 erschienenes und immer wieder neu aufgelegtes und verbessertes Buch über Regattataktik und Regeln hat den Titel “Yacht Racing - A Textbook of the Sport”.
Der wichtigste und weltweit bekannte Autor zum Thema Regatta zuletzt.
Dr. Manfred Curry (1899 1953) war wohl der Erste, der sich wissenschaftlich mit der Aerodynamik des Segelns und der Regattatechnik auseinander setzte. Sein 1925 erschienenes Standardwerk “Die Aerodynamik des Segelns und die Kunst des Regatta-Segelns” wurde mehrfach aufgelegt und in mehrere Sprachen übersetzt.
In jüngerer Zeit ist dieses Thema von dem polnischen Wissenschaftler Czeslaw A. Marchaj belegt, der fünf Bücher in deutscher Sprache über Aerodynamik, Hydrodynamik, Seetüchtigkeit und Segeltheorie heraus gegeben hat.
Und ganz zuletzt noch ein Brauch, der dem Büchersammler das Herz höher schlagen lässt.
Um die Jahrhundertwende (1900) nahmen die wohlhabenden Yachtsegler gerne Journalisten mit auf die Reise, die später ein Buch über die Geschehnisse veröffentlichten, das meist nur in kleiner Auflage erschien, nicht im Buchhandel war, sondern nur als Geschenk des Yachteigners zu bekommen war. In Deutschland gab es so etwas selten bis gar nicht, aber man denke an die Nordlandfahrten des Kaisers, an denen meist der Journalist Johannes Wilda teilnehmen durfte und der danach Bücher schrieb.
Hier erwähnenswert erscheint mir die Ozeanwettfahrt 1905, die kürzlich mit Verspätung zum 100. Jahrestag erneut gesegelt wurde. Zu der Regatta 1905 hatten etliche Teilnehmer einen Schreiber dabei - und denen verdanken wir so herrliche Büchlein wie:
The Log of The Atlantic.
Ocean-Wettfahrt 1905.
Und dann zwei ganz bekannte Dauerreisegäste:
Lewis A Stimson; The Cruise of the Fleur-de-Lys in The Ocean Race.
Paul Eve Stevenson; The Race for the Emperor’s Cup.
Und wem das Sammlerglück ganz hold zugeneigt ist, der erwischt vielleicht noch die original Regattaausschreibung für den Kaisercup, eine 16-seitige bebilderte Broschüre.
Schade, dass es in Deutschland so wenige Segelliteraturbegeisterte gibt.