Die frühen Yachtkonstrukteure
Mit diesem Thema setzen wir den Artikel über die Werfthistorien in der letzten „Klassiker!“-Ausgabe gewissermaßen fort. Die Grenzen zwischen den Konstrukteurs-Biographien und den Werftgeschichten sind nicht leicht zu ziehen, da die meisten Bücher beides enthalten, somit gibt es Überschneidungen. Heute soll also die Literatur über die frühen Yachtkonstrukteure Inhalt der nachfolgenden Zeilen sein.
Anlässlich der Entstehung des sehr informativen Buches von Knight & MacNaughton; The Encyclopedia of Yacht Designers hatte ich einmal eine Liste der deutschen Yachtkonstrukteure erstellt, es waren weit über 200 Namen. Die meisten finden lediglich in früheren Fachzeitschriften eine Beachtung, Bücher gibt es nur ganz wenige, was beispielsweise bei von Hacht und anderen bedeutenden Deutschen des Bootsbaues sehr schade ist. Von den frühen deutschen Yachtdesignern gibt es ganze drei Bücher. Die Werke von Henry Rasmussen und Max Oertz, die wohl bedeutendsten deutschen Konstrukteure, wurden bereits im vorherigen Artikel behandelt, und es gibt ein sehr reich mit Rissen versehenes Werk von Arthur (Artur) Tiller ( 1884 - 1957); Yachtbau.
Tiller, den man als Vater der Seekreuzer bezeichnen kann, war ein äußerst fleißiger Zeichner und Autor vieler Bücher, ein Überblick über sein Schaffen stellt sein Buch „Yachtbau“ dar, das im Anhang rund 80 ausfaltbare Risse seiner Boote vorstellt. Ohne sein Können schmälern zu wollen, darf man sagen, Tiller zeichnete gute Segelboote für den Allgemeingebrauch, die mit einem überschaubaren Budget zu bauen waren, die Seetüchtigkeit war ihm wichtiger als elegante Linienführungen, die aber machen heute die Klassikerszene so bedeutend.
Ein bisschen ähnlich verhält es sich mit den Booten von Colin Archer ( 1832 - 1921). Über sein Schaffen gibt es ein Buch von Svend Sörensen; Colin Archer in Deutsch mit vielen Rissen, Zeichnungen und Fotos. In norwegisch erschien das sehr ausführliche Buch von Tor Borsch Sannes; Colin Archer skoeytene og lystbatene. Der Colin Archer, wie auch der Bootstyp genannt wird, ist ebenfalls für seine außerordentliche Seetüchtigkeit bekannt und wurde häufig im Rettungswesen oder als Lotsenboot eingesetzt, was die Eignung für rauhes Wetter nochmals unterstreicht. Über Archer gibt es ein weiteres Buch in englischer Sprache, John Leather; Colin Archer and the Seaworthy Double-Ender, bereits der Titel bestätigt meine Aussage.
Ein weiterer Konstrukteur guter Gebrauchsboote und gleichzeitig fleißiger Autor war Maurice Griffiths (1902 - 1997). Von ihm erschienen:
Ten Small Yachts.
Yachting on a Small Income.
Post-War Yachting
Dream Ships.
Little Ships and Shoal Waters.
Und Sixty years a Yacht Designer.
Als Yachtkonstrukteur mit nur rund 50 Entwürfen eher unbedeutend, als Yachtjournalist und unendlicher Schrittmacher bei der Yachtvermessung aber eine herausragende Persönlichkeit und besonders als Buchautor der Standardwerke hier sehr wichtig, ist Dixon Kemp (1839 1899). Von ihm stammen die bis heute sehr gesuchten und teilweise als Reprint erschienen folgenden Werke.
A Manual of Boat and Yacht Sailing. 1. Aufl. 1878.
Yacht Architecture. 2. Aufl. 1891.
Yacht Designing. 1876.
Der letzte Band ist ein Folioband mit herausklappbaren Rissen. Bei Manual of Boat and Yacht Sailing ist besonders toll die von Heckstall-Smith 1913 herausgegebene zweibändige 11. Auflage mit einem Text und einem Zeichnungs- bzw. Risse Band.
Mit John Gale Alden (1884 1962) und Laurent Giles (1901 - 1969) kommen wir zum Übergang vom traditionellen Bootsbau zu ersten klassischen Linien. Alden, der berühmt wurde für seine diversen Schoonerkonstruktionen, galt bei seinen Meterklasseentwürfen dennoch als Traditionalist. Robert W. Carrick & Richard Henderson haben seinem Schaffen ein 445 Seiten dickes Buch gewidmet, das mit sehr vielen Rissen einen guten Überblick vermittelt: John G. Alden and His Yacht Designs.
Von Adrian Lee & Ruby Philpott erschien das Buch Laurent Giles. An Evolution of Yacht Design. In dem Buch sind von den rund 800 Entwürfen etwa 50 erwähnt und beschrieben. Mit die bekanntesten Konstruktionen von ihm dürften die beiden “Wanderer II” und “III” sein, die er für die Hiscocks entwarf und die wiederum uns allen bekannt sind mit ihren tollen Büchern zum Fahrtensegeln. Mir persönlich gefällt aus seinem Schaffen besonders gut die alte Rennyacht „Lutin“, gegen die ich in den 80er Jahren im östlichen Mittelmeer segelte, als sie als Charterschiff unterwegs war. Johan Anker wurde im vorherigen Artikel erwähnt und die ganz großen „Alten“ , Fife, Herreshoff und Rhodes, sollen Thema des nächsten Beitrags werden.
Zwei schwedische Bücher möchte ich noch erwähnen. Überhaupt fasziniert mich, wie ausführlich das an Einwohnern vergleichbar kleine Land mit seiner Yachtgeschichte umgeht.
Dort gibt es fast jährlich Neuerscheinungen zum Thema Yachtgeschichte und eben auch viele Biographien über skandinavische Bootskonstrukteure.
Von Iversen, Iversen und Neckmann erschien das reich bebilderte und mit vielen Rissen versehene Buch Jac M Iversen, ein sehr verbreiteter schwedischer Segelboot- und Motorbootkonstrukteur. Auch ohne schwedisch Kenntnisse gut zu „lesen“.
Und zu guter Letzt ein ganz bekannter schwedischer Motorbootentwickler. Wer immer Schweden per Boot bereist hat, der hat die vielen hölzernen Oldtimermotorboote gesehen und die kleinen Motorbootmuseen. Einer der bekanntesten schwedischen Konstrukteure dieser heute noch oft zu sehenden wunderschönen Klassiker war C.G. Pettersson. Über ihn hat Gunnar Fritz-Crone zwei Bücher geschrieben. C G Pettersson - bätkonstruktör och äventyrare - mehr eine Biographie, und C G Pettersson - Legendarisk Bätkonstruktör. Letzteres ist für sprachunkundige besser verständlich, da es viele Risse und Fotos enthält.
Und wer sich für die Szene der klassischen Motorboote interessiert, der kann nicht umhin, sich das jährlich erscheinende Buch der Motor Yacht Society, das den Titel Matrikel und die entsprechende Jahreszahl trägt, zu besorgen. In diesen Büchern sind fast alle in Schweden existenten klassischen Motorboote mit Foto und Kurzbeschreibung aufgelistet.