Yachten im Detail



Fallwinschen

Damit Fock und Großsegel gut stehen, müssen ihre Vorlieks steif durchgesetzt werden. Früher erreichte man das auf größeren Yachten durch Klappläufer und Taljen, die an Drahtfallen befestigt waren. Tauwerk reckt sich jedoch, besonders wenn es vorher naß war. Daher benutzt man auch auf kleinen Rennjollen wie Finn Dinghies gern im Mast laufende Drahtfallen mit Tauvorlauf, die nach Durchholen in einen kleinen Hebelstrecker eingehakt werden (3).

Der Vorteil von Fallwinschen liegt nicht nur darin, daß zum Setzen der Segel kein großer Kraftaufwand mehr erforderlich ist und daß die Vorlieken gut durchgesetzt werden können, sondern auch in der Vereinfachung. Das viele Tauwerk am Mast, die Blöcke der Taljen und Klappläufer, Nagelbänke und ein Teil der Belegklampen sind unnötig geworden, die Mastausrüstung ist übersichtlicher, leichter und der Luftwiderstand geringer wenn die Fallwinschen selbst nicht zu unförmig und zu schwer sind. Die oft im hohlen Holz oder Leichtmetallmast laufenden Drahtfallen (4,5,6, 10) sind unmittelbar an der Winschtrommel befestigt und rollen sich darauf auf, so daß für diese Fallen kein störendes Tauwerk, das bei Nässe hart wird und sich vertörnen kann, mehr nötig ist. Wenn, wie auf dem 20-m^2-Jollenkreuzer von Bild 6, die Fock- und Großfallwinsch in den Mastfuß eingesetzt ist, verursachen Fallen und Winschen überhaupt keinen zusätzlichen Luftwiderstand mehr. Ebensowenig wie auf dem Flying Dutchman mit Metallmast auf Bild 10, wo sie auf dem Mastfuß aufgesetzt sind. Das hat überdies den Vorteil, daß das Gewicht der Winschen (wie auch bei dem Drachenboot und dem 5,5er auf Bild 12 und 11) tief im Boot angebracht ist.

Es gibt sehr viele verschiedene Arten von Fallwinden. Für kleinere Boote wie 20-m2-Jollenkreuzer werden als Großfallwinden (für Seekreuzer als zusätzliche Fallwinden für Beisegel) Winschen verwandt, die wie Schotwinschen arbeiten (4,5), aber mit einer Rücklaufsicherung versehen sind. Die anderen Konstruktionen unterscheiden sich durch das verwendete Material, Gewicht, Größe, durch Art der Arretierung und der Bremsen, durch Länge und Befestigung der Hebel. Grundsätzlich muß man bei der Wahl der Winsch außer der für die jeweiligen Segelgrößen erforderlichen Festigkeit die Größe "der am Mast zur Verfügung stehenden Montagefläche berücksichtigen und Länge und Stärke des auf die Trommel aufzunehmenden Drahtfalls. Für die Winschentrommel gilt dasselbe wie für Blockscheiben für Drahttauwerk: je größer der Durchmesser, desto mehr wird der Draht geschont. Bei Fallwinschen, die eingekapselt sind (1), damit der Draht nicht herausspringen kann, besteht immer die Gefahr, daß sich hier Wasser ansammelt, das zum Rosten des Falldrahtes führen kann. Die nicht eingekapselten Winschen sind mit einem einfachen Steg versehen, der das Herabspringen des Drahtes von der Trommel verhindert. Die Hebel aller über Deck angebrachten Fallwinschen sind abnehmbar Am zweckmäßigsten werden sie unmittelbar am Mast gehaltert, wie auf den Seekreuzern auf den Bildern 1 und 5.

Die einfachen älteren Fallwinschen arbeiten mit einer einfachen Zahnradfeststellung, die man nur lösen kann, wenn man die Winsch leicht andreht und dann den Riegel zurückklappt. Die modernen Fallwinschen-Konstruktionen sind nicht nur wesentlich leichter als die älteren Modelle (bis zu 40 %), sie sind auch mit zahlreichen Raffinessen versehen, die es erlauben, das Segel schnell oder langsam hochzubringen, es durch Ausklinken der Sperre runterrauschen zu lassen oder es durch Betätigen des Hebels langsam oder schneller runterzuholen. Solche Fallwinschen sind besonders nützlich beim Reffen. Ein Segel rollt sich mit dem Drehreff schlechter auf dem Großbaum auf, wenn es zu stark weggefiert wird und zuviel Lose hat. Ein Teil der modernen Modelle besitzt eine Bremsbandklemme. Bild 8 zeigt eine solche Fallwinsch. Der ringförmige Bremshebel ist links unten zu erkennen. In dieser Stellung ist das Bremsband angezogen, durch Herunterziehen des Hebels wird es gelöst. Unter der offenen Trommel befindet sich der Sicherungssteg, der das Herabspringen des Falldrahtes verhindert. Der Winschenhebel kann nach Runterdrücken der Arretierung in der Mitte weiter in die Halterung hineingeschoben und kürzer eingestellt werden. Eine ähnliche Einrichtung zum Verstellen der Hebellänge haben viele Modelle. Andere teuere Winschen sind mit einer Schleifbremse und mit Pallenarretierung versehen. Durch Verstellen eines Hebels werden Bremsstellung, Leerlauf, Hievstellung und Verriegelung eingestellt. Es gibt auch Fallwinschen mit einer Übersetzung. Dreht man die Winschenkurbel im Uhrzeigersinn, dann arbeitet sie 1 :1, dreht man sie entgegengesetzt, dann ist die Übersetzung 4:1. Die neuesten Modelle für größere Seekreuzer bis 10 KR sind so eingerichtet, daß die Winsch durch Drehen der Kurbel bedient wird, bis das Segel zu 4/5 hoch ist. Dann wird die Einstellung der Winsch verändert, die Kurbel als Hebel benutzt und das Fall durchgestreckt, bis das Vorliek steif ist.

Gewöhnlich werden Fallwinschen auf Seekreuzern seitlich am Mast angebracht. Es gibt aber, wie Bild 2 zeigt, auch andere Möglichkeiten. Hier sind die drei Winschen für Fock-, Klüverund Großsegelfall an der Vorderseite des Mastes untereinander in einer gemeinsamen Halterung angebracht. Sie stören hier am wenigsten. Keine Schot und kein Segel kann an den Winschentrommeln festhaken. Auf Rennkielyachten, auf denen ein gutes Durchstrecken der Vorlieks besonders wichtig ist, kommt es darauf an, den Windwiderstand der Takelage möglichst gering zu halten und Gewichte, wie sie auch Winschen darstellen, nicht einen Meter über Deck, sondern tiefer im Boot anzubringen. Daher werden hier wie übrigens gelegentlich auch auf Jollenkreuzern, die für Rennen bestimmt sind, die Fallwinschen unter Deck angebracht. Die Drahtfallen wer,. den durchs Deck geführt. Das Reffen des Großsegels wäre bei dieser Anordnung ger Winsch umständlich, aber aufRennkielyachten werden Segel nicht unterwegs gerefft, nur gewechselt. Man setzt vor dem Rennen das für die jeweilige Windstärke passende Großsegel. Bild 75 zeigt Fallwinschen auf einem Drachen mit großen Kurbelrädern, die eine Feineinstellung ermöglichen. Auf dem Drachen von Bild 11 sind die Winschen an Stützen neben dem Mast angebracht. Daß die Drahtfallen hier von der Leitrolle am Mastfuß über die scharfe Kante der Stützen geführt wurden, ist nicht gerade glücklich.

7. Auf kleineren Booten sind Fallwinschen zu entbehren. Auf diesem 20-m^2 Jollenkreuzer laufen die Fallen für das Gaffel-Großsegel im Mast und beim Austritt aus dem Mastfuß über eine zweite Blockrolle, so daß die Fallen besser durchgesetzt werden können. Das Vorliek läßt sich zusätzlich durch den Niederholer am Großsegelhals strecken. Das Fockfall befindet sich an der Vorstagspiere und wird durch einen kleinen Hebelstrekker gestreckt.

8. Fallwinsch mit Bandbremse von Merrimann, USA, für kleinere und mittelgroße Seekreuzer. Die Winsch hält das Fall in jeder möglichen Stellung selbsttätig fest, bis die Bremse gelöst wird. Die Winsch besteht aus Bronze, das Bremsband aus rostfreiem Stahl. Diese Winsch kostet in Bronze-Ausführung rund 160,- DM, in Chrom rund 190,- DM. Die etwas kleinere Größe in Bronze rund 140,- DM. Die Preise für kompliziertere Fallwinschen mit Untersetzung für Seekreuzer von 6 bis 11 KR liegen zwischen 300,- und etwa 970,- DM.

9. Der Fockmast der Zweimast-Schoneryacht "Ashanti IV" Um die 31,40 m lange 125-t-Yacht mit 474 m^2 Segelflädle mit einer nur kleinen Stammbesatzung bezahlter Bootsleute segeln zu können, wurde sie mit elektrischen Fallwinschen ausgerüstet. Außer den drei elektrischen Fallwinschen mit je einer Trommel sind am M.ast noch ein paar Winschen für Handbetrieb angebracht.



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