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Die Internationale 5.5m Klasse Text + Recherche: Kaspar Stubenrauch |
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Mit inzwischen 70 Booten, wächst die Int. 5.5m Klasse in Deutschland weiter und ist mit Regatten von Flensburg bis zum Bodensee aktiv. Auf internationaler Ebene finden in vielen Ländern nationale Meisterschaften statt, darüber hinaus gibt es Europa- und Weltmeisterschaften. Gesegelt wird in den Kategorien Classic (Bj. 1949-1969), Evolution (Konstruiert von 1970 bis 1993) und Modern (Konstruiert ab 1994). Die Boote sind mit 1,7-2t gut trailerbar und werden neben ihrem Regatta Einsatz gern auch als Daysailer verwendet.
Die Entwicklung der Internationalen 5,5m-Klasse ist eng mit der Geschichte der Olympischen Segelregatten verknüpft. Bereits 1906 nahmen erstmals Rennyachten der "Meter-Klasse" an Olympischen Spielen teil. Anfangs wurde noch mit den großen 12mR Yachten gesegelt, es folgten die 8mR, später erfolgte aus Kostengründen ein Umstieg auf die kleineren 6mR Yachten. Nach dem 2. Weltkrieg und der damit verbundenen weltweiten wirtschaftlichen Situation erwiesen sich die 6mR Yachten als zu teuer, die hohen Anschaffungskosten und der aufwendige Unterhalt der Schiffe waren nicht länger zu vertreten. Charles E. Nicholson entwickelte - als führender Konstrukteur seiner Zeit - in Anlehnung an die mR Formel eine neue Formel und legte damit den Internationalen 5,5er auf Kiel. Die Eleganz der Schiffe und die im Vergleich zu den 6ern geringen Bau- und Unterhaltskosten verhalfen den 5,5ern schnell zu weltweiter Popularität.
Die 5.5er repräsentierten über einen Zeitraum von 20 Jahren den Neudeutsch genannten „Top Act" im Segelsport. Auf den Siegerlisten fanden und finden sich die Namen weltweit bekannter Segler, Konstrukteure und Segelmacher, darunter die Namen Ohlson, Laurin, Hunt, Hood, Luders, Elvström, Chance, Fay, Aas, Peterson, Melges, Schümann, Marazzi, um nur einige zu nennen. Aus den gleichen Gründen, die das olympische Schicksal der 6er bestimmt hatten, wurde auch der 5,5er schließlich durch eine Einheitsklassenkonstruktion ersetzt. Auf der ganzen Welt hielten sich jedoch einzelne Flotten, die stetig durch Neubauten die Klasse neu belebten und ihre Bekanntheit nicht versiegen ließ. Maßgeblichen Anteil an dem Weiterbestehen der Klasse in der Nacholympischen Zeit haben die Segler der Schweizer Flotte. So initiierte Thomas („Tomi") Sprecher den Bau von Evolution Booten, unter Nutzung des zu Anfang der 70er als „state of the art" zu bezeichnenden Formverleimen von Holzfurnieren, mit dem Resultat äußerst stabiler und leichtgewichtiger Rümpfe, die im Bau wesentlich günstiger als die traditionell geplankten Boote waren. In Deutschland ist wie in ganz Europa seit etwa 10 Jahren ein stetiger Aufschwung der Klasse zu verzeichnen. Die ausgetragenen Europa- und Weltmeisterschaften sowie die nationalen Wettbewerbe sind gut besucht. Die Anfragen nach gebrauchten Schiffen ist hoch, jährlich kommen aber auch Neubauten hinzu. |
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Swiss Open |
Der 5.5er Der 5,5er vereinigt modernstes Design auf Basis einer klassischen Konstruktionsformel. Die Klasse ist von der ISAF als internationale Klasse anerkannt. Gesegelt werden die Schiffe mit einer Crew von drei Besatzungsmitgliedern. Die Schiffe sind zwischen 9m und 10m lang, wiegen zwischen 1,7 und 2 Tonnen, der Tiefgang ist auf maximal 1,35 m festgelegt und die Segelfläche beträgt zwischen 26,5 und 29 qm. Aktive Boote finden sich weltweit, von Australien bis Kanada, auf den Bahamas und in den USA, in Skandinavien, Zentral- und Südeuropa. Aus der Geschichte der 5,5er als Konstruktionsklasse hat sich im Zuge der Entwicklung neuen Bootsbaumaterials ergeben, dass, obwohl allen Konstruktionen eine Formel zugrunde liegt, in unterschiedlichen Wertungen gesegelt wird. In der Classic-Division segeln Boote mit Baujahren von 1949 bis 1970, alle traditionell geplankt und in ihren Linien dem Schönheitsideal der mR Boote folgend. Bedingt durch den Olympia Status von 1952 bis 1968, sind in dieser Zeit besonders viele Boote gebaut worden und zum Glück auch heute noch erhalten - und sie werden bei Regatten aktiv gesegelt. Die Evolution-Division bildet die Entwicklungsphase der Konstruktionen zwischen 1970 und 1990 ab. Nachdem Britton Chance jr. neue Konstruktionen mit abgesetzten Ruder baute und damit für mehr Geschwindigkeit gesorgt hatte, gab es - dem Namen der Evolution-Division gerecht werdend - eine Vielzahl weiterer Konstruktions Entwicklungen, zunächst durch formverleimte Boote, später dann durch GFK Boote, mit diversen unterschiedlichsten Kiel Konstruktionen und Ruder Modifikationen. In der Modern-Division segeln Schiffe gegeneinander, die nach 1990 konstruiert worden sind. Hier kommen alle neuen Materialien, die jüngst im Schiffbau oder im Segelbereich entwickelt wurden, zum Einsatz. Karbonmasten, High-Tech-Segel, revolutionäre Kielkonstruktionen oder extravagante Bugformen sind keine Seltenheit. Die jüngsten Entwicklungen und aktuellen Boote sind eng mit den Namen des Schweizer Konstrukteurs Seb Schmidt und den Werften von Christof Wilke und Phillipe Kolly verbunden. Gleichwohl gibt man sich in der 5,5er-Klasse nur bedingt der sonst im Segelsport üblichen Materialschlacht hin. Zufriedene Crews eines Klassikers kommen nicht selten zusammen mit modernen Konstruktionen ins Ziel. Denn auch im 5,5er ist zum Glück nicht der Grundsatz außer Kraft gesetzt worden, dass Skipper und Crew einen maßgeblichen Anteil am Erfolg auf der Regattabahn ausmachen.
Eines ist den 5,5er-Eignern, gleich welchen Baujahres ihre Schiffe auch sein mögen, jedoch gemein. Sie kennen die Stärken und Schwächen der ihrem individuellen Schiff zu Grunde liegenden Konstruktion und bauen auf diese Weise eine besondere Beziehung zu ihrem Schiff auf. Aus diesem Verständnis heraus, wird natürlich auch ein Interesse an den anderen Schiffen geweckt. Dieser Umstand führt wohl auch dazu, dass der Kreis der 5,5er-Segler sowohl auf der Regattabahn als auch im Hafen nach etlichen Starts und Tonnen-Manövern freundschaftlich verbunden ist. |
Gestern und Heute |
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Wie sich die Bilder gleichen - und es liegen schlappe 43 Jahre zwischen diesen Regatten und bis zu 50 Jahre zwischen den Konstruktionen: |
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1963 <> 2006 |
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Die gute Nachricht: Auch die beiden links gezeigten Boote, die bei der Schweizer Meisterschaft 1963 segelten, sind heute noch aktiv. |
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„Voilá", auf der Havel in Berlin
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Es sind „Voilá" 5.5 GER 9, eine Hunt Konstruktion, gebaut von Ted Hood im Jahr 1956 in den USA, die damals nur knapp die Ausscheidungen für Melbourne verfehlte; und „Anja" 5.5 GER 54, gezeichnet von Einar Ohlson, gebaut für einen Schweizer Auftraggeber (5.5 Z 54) bei der Arendals Batvarv in Schweden. Die Recherchen für die Erstellung eines historischen Registers aller je gebauten 5.5er brachte Dank des Yachtsport Archives des "Freundeskreises Klassische Yachten" und der Beiträge von Eignern eine Vielzahl von Artikeln, Daten und Bildern zutage. Wer einen Blick auf weitere Boote werfen möchte, findet auf dieser Internetseite mehr: Besonders hilfreich waren die historischen Beiträge zur Klasse auch bei dem Versuch, die Geschichte der zahlreichen von Willy Lehmann konstruierten Boote darzustellen. Er hat die meisten 5.5er in Deutschland konstruiert und gebaut und ist auch durch Konstruktionen von 6ern und den Bau von Drachen bekannt geworden; es wird demnächst noch mehr von ihm zu hören sein, die Geschichte seiner Konstruktionen und seiner Werft wird derzeit zusammen getragen. |
Als Beispiel für eines der Boote, die wir historisch noch nicht endgültig zuordnen können, zeigen wir ein Foto von „Fidibus" 5.5 GO 10 - vermutet wird, dass es sich um „Windspiel" aus Stralsund handelt -, ebenfalls bei den Regatten der Schweizer Meisterschaft 1963 aufgenommen.
Heute gibt es in Deutschland 70 5.5er, davon sind 47 Klassiker, 17 Evolution und 6 Moderne. Bedingt durch die Olympische Vergangenheit, spielen die Klassiker nicht nur eine zahlenmäßige sondern eben auch eine besondere, weil historische Rolle. Einige wenige Klassiker wurden zu Fahrtenbooten umgebaut oder warten in Bootshallen auf ihre Restaurierung. Durch das Aufzeigen der Geschichte ihrer Boote, haben diverse Eigner jetzt geplant, ihre Boote wieder in den Originalzustand zurück zu versetzen, und wir freuen uns darauf, sie in Zukunft auf dem Wasser begrüßen zu können. Dank der Aktion „Rettet die Klassiker" von Jan Lohrengel hat der 5.5er „Corinne" GER14 einen neuen Eigner gefunden, der sich jetzt mit einer umfassenden Restaurierung beschäftigt und vielleicht schon in den nächsten Jahren auf den Regattabahnen anzutreffen ist. Weitere Projekte, die derzeit in Arbeit sind: |
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"Madrisa"
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Dank der Langlebigkeit der 5.5er ist sogar ein „remake" der Ausscheidungsregatten für Olympia 1964 wieder aufgelegt worden, bei dem neben GER 11 und GER 12 weitere Boote aus den 50er und 60er Jahren am Start sind. Alle 2 Jahre treffen sich diese Boote zur "Enoshima Trophy", gestiftet von Biwi Reich, 5.5er Olympionike vom DTYC. So wie 2014 am Starnberger See schon die „Rush VII" (Silber in Tokio 1964) und die „Subbnboana" gegeneinander gesegelt sind, könnten auch „Voilá" und „Anja" vielleicht nach langer Zeit wieder einmal aufeinander treffen, damit wir ein aktuelles schönes Bild an der Kreuz schießen können. Weitere Informationen zur Klasse finden sich hier: www.5point5.de |